Dienstag, 9. Juni 2015

Beckenrookie in Gladbeck

Triathlon - seit meiner Langdistanz 2013 in Köln hatte ich keinen mehr gemacht. Dabei komme ich eigentlich von dieser Sportart, denn ich habe seit 1994 ein wenig Volkstriathlon betrieben, ehe das 2000 eischlief und ich ab 2003 mit dem Laufen begonnen hatte.
Die Vestische Kampfbahn oder einfach "Stadion Gladbeck"
Es fehlte ein wenig der Freundeskreis dazu, denn alleine ist langweilig. Auch für Claudia, die bisher ja keinen Triathlonsport betreibt.
Im letzte Jahr dann fingen einige Freunde aus der Ausdauerschule damit an, wir gingen mal mit ihnen schwimmen, in diesem Jahr machten wir dann mal RTF-Touren mit dem Rad mit. Und meldeten uns mit Marco, Kim, Anja und mir zum Triathlon in Gladbeck an. Udo aus unserer Trainingsgruppe hatte als Mitorganisator immer wieder Reklame dafür gelaufen. Wir trafen frühzeitg in Gladbeck ein, bereits die Parkplatz-Einweisung klappte reibungslos. Dann fanden wir schnell ins "Vestische Stadion", das mich mit seiner denkmalgeschützten Schönheit wirklich beeindruckte. Auf dem Rasen war neben der Wechselzone und dem Zielbereich eine kleine Messe aufgebaut, wo auch Webinero mit Carola vertreten war. Die Anmeldung erfolgte gleich nebenan im Freibad, ebenfalls ein architektonisches Kleinod aus den 30er Jahren, das mit seiner Tribüne neben dem 50-Meter-Becken ein wenig an das Olympiabad in Berlin erinnert, welches ebenfalls um diese Zeit gebaut worden war.
Schwimmen im Becken - für mich trotz meiner 21 Jahre Triathlon-Erfahrung etwas ganz Neues.
Das löste man hier recht elegant, jeder Schwimmer bekam eine andersfarbige Latex-Badehaube und vor jeder Bahn stand ein Helfer mit Klemmbrett, auf dem sauber die Bahnen notiert wurden.
Rad-Check-In, treffen mit Anja, Kim und Marco, die mit mir starten würden, schon war es Zeit, sich umzuziehen und auf den Start um 11 Uhr vorzubereiten. Ich wollte etwas neues probieren und befestige meine Radschuhe gleich an den Click-Pedalen, um dann sofort hereinschlüpfen zu können, denn zum Laufen mit den Dingern erschien mir die Distanz von locker 300 Metern bis hinaus aus dem Stadion dann mal recht weit.
Wettkampfbesprechung mit Udo auf dem Startblock
Auf ging es zum Becken, wo Udo mit der Wettkampfbesrpechung wartete. Irgendwie ist das ja immer ein wenig aufregend, ob man sich denn so alle Sachen richtig zurecht gelegt hat. Ich schwimme mich eine Bahn ein und bin nach fast einem Jahr Schwimmabstinenz mit meiner Wasserlage ganz zufrieden, dann versammeln wir uns schon am Anfang der Bahn mit insgesamt 8 Schwimmerinnen und Schwimmern. Anja und Marco sind auch bei mir dabei, dafür hatte Udo gesorgt. Kim nicht, die wollte auf Bahn 1 Schwimmen - der Leiter beim Ausstieg wegen.
Zwei Frauen fragten unsere Schwimmzeiten ab und sortierten die Startreihenfolge, die schienen das im Becken schon häufiger gemacht zu haben. Fand ich sehr vernünftig, auch wenn ich mich wider erwarten an Position 2 einreihen musste. Aber da ich nur einmal überholt wurde, war das wohl nicht so falsch. Besser hier vernünftig nacheiander, als Chaos beim Positionskampf, der bringt über den ganzen Wettkampf sowieso nichts. Dann ging es los. Ich fand schnell meinen
"Streckenschlag" und brachte Bahn für Bahn hinter mich. Völlig ohne Hektik, denn hier kannst Du wenig Zeit gewinnen und viel Kraft verlieren. Vor den letzten zwei Bahnen wurde als Signal von den Kampfrichterinnen mit den Klemmbrettern eine Schwimmnudel ins Wasser gehalten, so war man sicher, beim nächsten Mal raus zu müssen. Ich schwang mich als dritter der Bahn aus dem Wasser, etwas über 11 Minuten hatte ich gebraucht, damit war ich voll im Plan. Fast hätte ich die Badehaube vergessen, dann lief ich barfuß durch den Tunnel ins Stadion. Am Rad klappte der Wechsel ganz gut. Helm auf und Riemen schließen, vorher natürlich Schwimmbrille ab, Socken an, Radbrille auf und mit dem Rad an der Hand weiter zum gegenüberliegenden Stadionausgang. Hier ist Radfahren noch verboten, erst geht es die Rampe zur Straße hoch. Auf Socken. Dann der große Moment. In den einen am Pedal befindlichen Schuh kam ich gut rein, in den anderen daann irgendwie gar nicht. Also wieder ausklicken, Schuh abrödeln, anziehen, Rad wieder aufnehmen, losfahren. Hat mich gefühlt eine Minute gekostet. Marco war in der Zeit an mir vorbei, ich fuhr ihm hinterher.
Bereits nach einem kurzen Stück ging es 90 Grad rechts Richtung Schloß Wittringen. Leicht bergauf in den Schloßpark auf grottenschlecht geflicktem Asphalt. am Ende eine etwas stärkere Steigung in einer Kurve, dann wieder rechts ab durch ein Gewerbegebiet. Hier konnte man Gas machen, Marco hatte ich wieder überholt. Mein Garmin  zeigte beim Radfahren die Runden irgendwie in Meilen an, also achtete ich nicht weiter auf diesen Tacho sondern trat in die Pedale, was ging. Ab und an kamen ein paar professioneller aussehende Trithlethen an mir vorbeigerauscht, ansonsten hielt ich mich scheinbar gut im Feld. Ich fuhr zumeist mit dem Oberkörper auf dem Aufsatz liegend, das spart am Ende doch Kraft.
Nur in den engen Kurven duch das Wohngebiet zurück um Stadion hielt ich lieber eine Hand an der Bremse und somit am klassischen Rennlenker.Schnell gingen Runden eins und zwei von vieren um, in der dritten kam Marco dann gegen Ende an mir vorbei und gab Gas. Lass ihn mal, denke ich mir und nehme für die letzte Runde schon etwas Tempo raus. Noch einmal den Anstieg mit der schlechten Straße, dann die lange Gerade durch das Gewerbegebiet. mein Gel ist mir beim aufnehmen vom Lenker heruntergefallen, das heißt es geht ohne Stärkung auf die Laufstrecke. Auch egal. Es sind hier an der Radstrecke aufgrund der kurzen Wege sogar einige Zuschauer, die uns gut anfeuern. Dann ist es geschafft, ich halte wieder regelgerecht an der Stopp-Linie. Im Sauseschritt, diesmal mit den Radscguhen an den Füßen, geht es die Rampe hinab zum Stadiontunnel. Ab zur Laufstrecke. Marco hatte am Ende gut 400 m Vorsprung und hockt schon an seinem Rad, ich hänge meines daneben, löse den Helmriemen und tausche Helm gegen Kappe. Schnell die Schuhe an, während Marco schon loszieht. Dann auf meine Paradedisziplin, das Laufen. Es geht zunächst über den Rasen auf die Tartanbahn, dort eine Schleife und vorbei am Verpflegungsstand. Kein Gefühl, wie auf Eiern zu laufen, wie es für die ersten Meter beim Triathlon so typisch war. Es geht gut. Ich schütte mit nur Wasser über die Kappe, denn getrunken hatte ich auf dem Rad und in der Wechselzone. Ich würde trotz der Wärme nicht dehydrieren.
Dann ab aus dem Stadion in den Schloßpark. Zunächst bergauf, ich mache langsam un beschließe, hier nur nach Gefühl zu laufen und keine Pace zu zwingen. Marco sehe ich schon vor mir. Den kriege ich, da bin ich mir sicher. Ich lasse laufen und bin froh, als meine Uhr wieder nach einem Kilometer Laut gibt und mir eine Pace von 4:19 anzeigt. Darauf lässt sich aufbauen. Es kommt einem immer so langsam vor, da der Kopf noch das Tempo vom Rad gespeichert hat. Darauf darf man nicht hereinfallen.Die Schattenrunde durch den herrlich alten Parl schein sich dem Ende entgegen zu neigen, es geht rechts ab, in der Ferne kann ich schon wieder den Abzweig ins Stadion sehen.Hier knallt der Lorenz ganz schön auf die Birne. Kim  kommt mir aus dem Stadion entgegen, sie ist dann wohl gerade vom Rad. Wo ist Anja? Durch den Tunnel auf die Tartanbahn, einmal die Gerade bis zur Kurve, eine 180 Grad Kehre und wieder zurück. Es richt irgendwie nach Gummi in der flimmernden Mittagshitze hier im weiten Oval. Ich bin froh, als ich wieder im Wald bin. Nach dem Anstieg gebe ich Gas. Jetzt ist es egal, noch knapp 2 Kilometer, die kriege ich immer hin. Obwohl ich ich ja nicht ganz kaputtrennen will, denn ich habe ja eine Aufgabe beim Marathon, da sollte ich mich nicht völlig "abschießen". Marco hatte ich längst auf der ersten Runde stehen gelassen, er hat wohl auf dem Rad zuviel Körner verschossen. Dann schon der Tunnel, ich überhole eine, dann noch einen und ziehe auf der Bahn den Sprint an. Mit Entsetzen sehe ich, dass es nicht sofort links ins Ziel geht, wie ich angenommen hatte, sondern noch gut 100 Meter bis zum Scheitelpunkt der Kurve.Dann 180 Grad auf den Rasen, endlich zum Ziel. Der gerade überholte macht keine Anstalten mehr, ich bin im Ziel. 20:35 Min für 4,8 Kilometer ist das einzige, was mich an Zeiten heute wirklich interessiert.
Thomas, "Rookie" Anja, Kim und Marco im Ziel
Und damit bin ich sehr zufrieden. Marco kommt knapp zwei Minuten hinter mir ins Ziel und sieht recht fertig aus. Dann kommt Anja zu ihrem ersten Triathlon-Finish. Auf der Laufstrecke hatte sie Kim noch eingeholt, auf der Radstrecke hatte sie technische Probleme. Dann komplettiert auch Kim unser Team, auch sie schaut recht zufrieden aus. Für uns alle war das hier ein großer Spaß, mit irgendwelchen Zeitambitionen kann man zu Besuch in einer anderen Sportart ja auch nicht wirklich kommen.
Nach einer ausgiebigen Dusche in den bestens in Schuss gehaltenen Räumen des alten Freibades leigen wir bei Carola am Messestand in der Sonne und genießen den Nachmittag. Eis vom Eiswagen, Wurst vom Grill.....ein schönes Finishershirt. was will man mehr an einem schönen Sportfeiertag.

Bei Carola gab es dann für Marco und Kim noch ein wenig Compresssport-Ausstattung günstig zu erwerben. Wer auch Bearf hat, schaut bitte unter
http://www.webinero.de.

Triathlon ist ein schöner Sport, wenn man ihn nicht so ernst nimmt wie diejenegen, die ihn ausschließlich betreiben.


Montag, 1. Juni 2015

Flotter Dreier am Wochenende

Nein, nicht was Ihr jetzt bei Lesen der Überschrift wieder denkt - wir haben ein wenig trainiert. Aber der Reihe nach. Am Mittwoch nach dem Vivawest musste ich mir nach Feierabend einfach mal die Füße vertreten und lief eine 9,5 Kilometer-Runde um den Lohheider See und durch den Wald. Allein und recht flott, aber die 5er Pace ging ganz gut. Was am Folgetag beim Bunert-Training nicht unbedingt galt. Es ging ähnlich flott mit Schleifer-Sven durch die Botanik, über Trampelpfade und Pferdespuren. Warum, der Schotterweg verlief doch parallel? Kurz gesagt, es fiel mir schwer, erneut im Gelände die 5:15er Pace zu halten und ich sehnte das Ende der 12,5 Kilometer-Runde im Gebiet der Sechs-Seen-Platte herbei. Irgendwie war ich an dem Abend nicht mehr fürs schnelle Laufen empfänglich. 
Dann lockte das schöne Pfingstwochenende und wollte verplant werden. Meine Claudia hatte sich in den Kopf gesetzt, 100 Kilometer + x an den drei Tagen in Summe zu laufen. Da kam die Einladung von Frank Pachura zur 7. Auflage des RuWel, des "Rund-um-Welver"-Marathons auf der dortigen fest ausgeschilderten Route ganz recht. Freudig sagten wir zu, am Samstag morgen die Runde mal wieder unter die Schuhe zu nehmen. Sonntag lud ich uns dann mal bei Lauffamilie Gietmann in Weeze ein, bei Michael und Lukas stand eh der letzte "Lange" vor dem Rhein-Ruhr-Marathon an und die Gegend wollten wir uns ohnehin einmal wieder ansehen. Das hatten wir schn lange mal auf FB angepeilt, nun war es halt so weit. Und Montag wollten wir dann die "7-Brücken-Challenge" in Köln testen, bei der es alle 7 Kölner Rheinbrücken zu überqueren gilt und wo am Ende rund 30 Kilometer zusammenkommen sollen.

Beim RuWel trafen wir wieder auf die üblichen Verdächtigen. Günther und Arno, mit dem ich bereits am Seilersee ein gutes Stück zusammen gelaufen war.Roland kam fast direkt von der Nachtschicht. Daniela, die sich nach längerer Verletzung wieder langsam heranarbeitet. Insgesamt starteten wir um 10 mit 10 Läufern auf die Runde. Wir wollten nur eine 6:30er Pace laufen und so galt es gleich zu bremsen, das Wochenende würde intensiv genug werden. Frank warnte uns vor, er sei sehr langsam und würde mit 7 kg Gepäck laufen, um sich auf ein noch nicht konkretisiertes Abenteuer vorzubereiten. Günther, Arno und andere waren schnell nach vorne weg. Wir blieben dahinter. Die Sonne meinte es gut mit uns, es war zwar ringsherum bewölkt, aber immer da, wo wir liefen, knallte die Sonne. Irgendwann gesellte sich Arno zu uns, der wegen eines Steins im Schuh den Anschluss nach vorne verloren hatte. Mit netten Gesprächen ging es über den welligen Kurs durch die schattenarme Soester Börde. Marie, Franks "kleine Tochter", hatte den mobilen Verpflegungsstand aufgebaut. Dort trafen wir wieder auf das Führungstrio, die aber dann sofort das Weite suchten. Wir versorgen uns ein wenig und trabten dann weiter "über die Dörfer".
So ab 25 Kilometer wurde es zäh. Arno legte eine Picknickpause ein, wir liefen zu dritt weiter. So bei 32 km wollte Daniela dann Ihre Gehpause. Wir waren zu zweit. Und liefen gleich wieder schneller. Es waren nur noch Günther und Roland vor uns, die wir am Verpflegungsstand 2 bei Kilometer 37 wieder trafen. Gemeinsam wollten wir den Rest laufen, aber plötzlich war Roland weg. Genau wie die Sonne,aber das war jetzt auch egal. Gut einen Kilometer vor dem Ziel blieb dann auch Günther stehen. Und so kamen wir beide dann gemeinsam am Ende doch als erste an der Ziellinie vor der Bördehalle in Welver an, wo Lena, Franks ältere Tochter, bereits mit dem Verpflegungsauto auf uns wartete. In der Reihenfolge des Überholens trudelten alle ein, Daniela vollendete ihren 70. Marathon. Denn der RuWel ist in meiner Zählung ein "offizieller", es gibt eine vermessene Strecke von 42,195 km, mindestens drei Starter und am Ende eine Urkunde. Danke Frank dafür und für die schönen Urkunden. Die Strecke ist landschaftlich sehr schön, aufgrund der vielen kleinen "Wellen" aber nicht ganz einfach. Auf Frank konnten wir nicht mehr warten, der finishte mit seinem Sturmgepäck erst nach weit über 5 Stunden. Immerhin....
Sonntag dann fuhren wir Richtung Weeze. Nicht, um mit Ryan Air in den Urlaub zu fliegen, sondern um den zweiten Lauf des Dreiers gemeinsam mit Familie Gietmann zu absolvieren. Michael hatte immer wieder schöne Fotos von seinen langen Läufen gepostet und wir waren uns schon länger einig, dass wir da einmal laufen wollten. Und nun war es soweit. Judith Gietmann begleitete uns mit dem Fahrrad. Es ging über Felder und durch den Wald über die Grenze in das wunderschöne Naturschautzgebiet rund um das "Reindersmeer". Bei unseren Nachbar ist es ja umgekehrt, wenn die "Meer" sagen meinen die "See" und wenn die von "Zee" reden, meinen die das Meer. Na ja, so sind sie halt. Leicht wellig ging es über sandige Böden der Maasduinen und durch den Nadelwald, der mich irgendwie schon an Ameland erinnerte, wo wir ja im Dezember wieder laufen wollen.
Das Reindersmeer in den Niederlanden


Nadelwald in den Maasduinen

Dann entlang des "Meer" zurück über die Grenze am 24/7 geöffneten Supermarkt vorbei (nein, wir haben keinen Vanillevla und keinen Kaffee geshoppt) ging es dann zum Airport Weeze. Zwei einsame Maschinen der dort ansässigen irischen Billig-Airlaine standen dort herum und verbreiteten einen Hauch von Reisefieber, die Sandgruben daneben erinnerten mich eher an den Strongman-Run, der hier früher einmal stattfand.
Weeze International Airport
Lukas blieb plötzlich mit seiner Mutter zurück, er hatte das Testgel wohl nicht vertragen. Zumindest wusste er jetzt, was er beim Rhein-Ruhr-Marathon nicht zu sich nehmen sollte. Später kam er aber wieder in einem irrwitzen Tempo hinterher gesprintet, der kurzzeitige Ausfall hatte also keine Auswirkungen gehabt. Ganz wichtig beim letzten "Langen" vor dem großen ersten Marathon. Auch mir reichte es dann nach 30 Kilometern bei strahlendem Sonnenschein dann mal und ich war ganz froh, als wir wieder angekommen waren. Mit einen leckeren alkoholfreien Weizen endete dieser Lauf dann auf der Gietmannschen Terasse. Danke für die Bewirtung und die nette Führung sowie die interessanten Strategiegespräche mit Blick auf den Marathon. Die werden hier aber nicht verraten.

Der Pfingstmontag begann leider mit Regen. Man kann ja nicht immer Glück mit dem Wetterhaben. Yvy wollte uns auf dem langen Lauf über die sieben Kölner Rheinbrücken begleiten, sie bereitet sich auf den Swissalpine K78 vor, den sie ja im letzten Jahr verletzt verpassen musste. Bereits auf der Autobahn pladderten die Regentropfen an die Frontscheibe. Das konnte heiter werden. Vielleicht sollten wir nur unter den Brücken her laufen? Startpunkt war für uns die Mülheimer Brücke, die nördlichste der "glorreichen Sieben", wo auch immer der Lauftreff der "Runner's-High"-FB-Gruppe startet. Der Vorteil an dieser Route ist ja, dass man immer nur am Fluß entlang muss und sich fast nicht verlaufen kann. Auf der Brücke schlug uns sofort dichter Regen ins Gesicht, der aber schnell nachließ.
Claudia und Yvy das erste Mal auf der Mühllheimer Brücke
Es handelt sich bei der Mülheimer Brücke um eine Hängebrücke mitorthotropem Fahrbahnträger. Das bedeutet, dass die Fahrbahnplatten aus von unten versteiften Metallplatten besteht. Die Brücke wurde 1951 nach Wiederaufbau eröffnet, bis 1927 gab es hier eine "Schwimmbrücke" auf Pontons, die mehrfach täglich für den Schiffsverkehr geöffnet werden musste. Dann ging es auf einem Streckenabschnitt, den ich noch gut von der Triathlon-Laufstrecke aus 2013 kannte, Richtung Niederländer Ufer und Innenstadt. Hier, unter einer dichten Allee, merkten wir kaum etwas vom Regen und schnell war die Zoobrücke mit der darüberlaufenden Seilbahn erreicht. Eine Wendeltreppe führte uns hinauf, dann ging es wieder Richtung "schääl Sick", die "falsche" rechte Rheinseite. Dieser Ansicht schließe ich mich als linker Niederrheiner ja gerne an... 

Auf der Zoobrücke

Die Zoobrücke wurde erst 1966 eröffnet und ist eine unscheinbare Stahlkonstruktion ohne Pylone, dafür aber die weltweit am weitesten gespannte Kastenträgerbrücke. Sie ist die verkehrsreichste Rheinbrücke noch vor der Rodenkirchener Autobahnbrücke. Heute war nicht viel auf ihr los und wir erreichten den Rheinpark. Eine wunderschöne Anlage mit Skaterbahnen, Spielplätzen und einer Miniatureisenbahn. Es handelt sich hier um das ehemalige Gelände der Bundesgartenschau 1957. Die Seilbahn stammt ebenfalls aus dieser Zeit und wurde wegen des Neubaus der Zoobrücke versetzt. Hier gab es gute, breit asphaltierte Laufwege bis zum Tanzbrunnen, auch diesen Streckenabschnitt kannte ich als Teil der Marathonstrecke beim CTW. Schon hatten wir die nahe Rampe zur Hohenzollernbrücke erreicht. Der Regen machte gerade Pause, als wir die Rampe zur wichtigen Eisenbahnverbindung hinaufliefen. Die Hohenzollernbrücke ersetzt seit 1907 die Vorgängerbrücke und ist einer der wichtigsten Eisenbahnquerungen über den Rhein. Der Blick wandert auf das Hinterteil einer Reiterstatue am nordwestlichen Brückenaufgang. 
Hohenzollernbrücke Nordseite Richtung Westen

Es ist die Bronzeskulptur von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, jenem Monarchen, unter dem die Dombrücke als Vorgängerbau errichtet worden war. So'n Blick auf einen Pferdepopo hat jedenfalls auch etwas, selbst wenn er aus grünspanbeschichteter Bronze besteht. Tausende von Schlössern hängen an den Geländern, auf der Nordseite allerdings noch nicht ganz so viele. Über die Treppe geht es hinab zur Uferpromenade. Ein Flohmarkt ist hier Richtung Konrad-Adenauer-Ufer aufgebaut der wohltuenderweise einmal echten Trödel statt vorderasiatischer Neuware anbietet. Wir wenden uns gen Süden, die Altstadt zur Rechten.
Die Wendeltreppe hinauf zu Deutzer Brücke kenne ich auch bestens, musste ich si doch im Rahmen meiner Langdistanz 2013 drei Mal erklimmen. Die Deutzer Brücke steht an der Stelle der ersten Rheinbrücke, die die Römer bereits vor 2000 Jahren als Holzkonstruktion errichtet hatten und dürfte somit eine der ältesten Brückenstandorte am Rhein sein. Später, im 19.Jahrundert, gab es hier ebenfalls eine Schiffbrücke zwischen dem Heumarkt und der Deutzer Freiheit, ehe 1913 dann die erste Deutzer Hängebrücke eröffnet werden konnte. Diese Brücke brach im Frühjahr 1945 während der provisorischen Reperatur von Bombenschäden zusammen, die Zahl der Toten konnte aufgrund der Kriegswirren nicht ermittelt werden. Die Brücke, die wir nun belaufen, wurde als alse Stahlkastenträgerbrücke ohne Pylone 1947 errichtet und 1976-80 um eine zweite Betonkonstruktion verbreitert. Es handelt sich also eigentlich um zwei Brücken nebeneinander. Wir laufen aber zunächst "auf Stahl", wie es sich für uns "Ruhrgebietsläufer" ja auch gehört. Über ein Baustellenprovisorium (Das war doch 2013 schon da, werden die denn nie fertig?) geht es hinunter ans rechte Ufer und weiter gen Norden über breite Asphaltflächen direkt am Rande des Stroms.
Im Hintergrund die Deutzer Brücke auf der "Schäl Sick"
Die Strecke bietet eine Wunderschöne Aussicht auf die Rheinfront Kölns. Dann mal wieder eine Treppe hinauf, die Severinsbrücke. Wir laufen auf den mächtigen, A-förmigen Pylon der Brücke zu, an dem die Seile des Konstrukts aufgehängt sind. Die Brücke war der erste komplette Neubau nach dem Krieg, auch diese wurde Anfang der 60er Jahre eröffnet, als das Auto und mit ihm der Individualverkehr seinen Siegeszug begann. Die Seilverspannte Balkenbrücke hat übrigens einen Zwilling mit der Oktoberbrücke im russischen Tscherepowez. Rechts sehen wir in alten Lagergebäuden das Deutsche Sport- und Olympiamuseum, wo es unter anderem das Kaffeeservice zu sehen gibt, dass unserer Frauenfußballerinnen 1989 als Siegprämie für den ersten EM-Titel erhielten.
Die Severinsbrücke, links der Rheinaufhafen
Wieder über eine Treppe geht es hinunter, nun zunächst in die falsche >Richtung bis zur kleinen Brücke am Schokoladenmuseum, die uns am Zollturm auf die Rheinauhalbinsel mit dem gleichnamigen stillgelegen Hafen führt. Ursprünglich eine Insel, wurde diese im 19. Jahrhundert an der Südseite mit dem Ufer durch Aufschüttung verbunden. Vorbei an den architektonisch anspruchsvollen Kranhäusern, die wie Umgedrehte "L"s über das Ufer ragen, laufen wir durch den Regen Richtung Südbrücke. Die Runde ist richtig kurzweilig, es gibt immer Neues zu sehen. Dann die Südbrücke. Eine Eisenbahnbrücke, 1910 fertiggestellt um die Hohenzollernbrücke zu entlasten - auch für einen raschen Aufmarsch der Armee gegen Frankreich im Falle eines Krieges. So kam es ja dann im Jahr 1914 dann auch. Ihre Stahkfachwerkbögen und die im gotischen Stil gehaltener Brückentürme stehen unter Denkmalschutz.
Südbrücke
In einem dieser Denkmäler kreiseln wir dann wieder am rechten Ufer hinunter, um auf dem Rheindeich Richtung des letzten Bauwerkes und der Halbzeit unserer Runde zu laufen. Es geht über den Rheindeich, der hier von einer Allee aus alten Bäumen bewachsen ist, die uns auch vor dem immer noch nieselnden Regen schützen. Links liegen die Gärten einiger Häuser, über deren Immobilienpreise wir wild spekulieren. Billig wohnt sich es da mit Blick auf den Rhein sicher nicht. Auch hier schützt uns ein dichtes Laubdach vor dem immer noch währenden Regen, der aber langsam nur noch vor sich hin nieselt.
Am Ende der Allee hätten wir fast den Abzweig zur Rodenkirchener Brücke verpasst. Hier führt die A4 über den Rhein, es handelt sich um eine erdverankerte Kabelhängebrücke, die 1994 um eine Einheit erweitert wurde, so dass seither 3 Seile über die beiden Doppelportalpylone gespannt sind.
Der Doppelpylon der Rodenkirchener
Autobahnbrücke
1940 wurde die Brücke als erste Rheinquerung einer Autobahn im Deutschen Reich eröffnet.
In den neunziger Jahren wurde in einem einzigartigen Verfahren eine zweite Bahn danebengesetzt. Yvy und ich machen ein paar Fotos, dann haben wir den Endpunkt der Strecke hinter und und es geht jeweils an der anderen Uferseite zurück. Am Oberländer Ufer geht es hinab die Uferböschung auf den Leinpfad, da sitzt doch glatt Eli auf der Bank. Sie schien auch laufend unterwegs zu sein und sortierte gerade ihren Trinkrucksack.
Auch sie absolviert ihren letzten Langen Lauf vor dem Rhein-Ruhr-Marathon. Wir laufen ein Stück nordwärts gemeinsam, ehe die Südbrücke uns das zweite Mal zur Rheinquerung einlädt. Der Regen hat endgültig aufgehört, aber es ist diesig und so ist der Dom nur schemenhaft durch die diesige Atmmosphäre zu sehen. Aber der ganze Lauf ist wunderschön. Mich fasziniert die unterschiedlichen Technik des Brückenbaus, die unterschiedlichen Perspektiven der Bauwerke aus Läufersicht machen die Sache Interessant. Vor der Südbrücke trennen wir uns wieder von Eli, die auf der linken Seite bleiben möchte und laufen wieder über die alte Eisenbahnbrücke. Die Brückentürme auf der Westseite sind gesperrt und mit Bauzäunen gesichert, ein  eher trauriges Bild.

Was von der Burganlage am Brückenkopf
übrig blieb
Auf historischen Aufnahmen sieht man hier die Imitation einer kompletten Burganlage, die jedoch den Bomben des letzten Weltkrieges zum Opfer gefallen ist. Rechtsrheinisch setzt sich die Allee auf dem Deich Richtung Norden fort, bis die Deutzer Drehbrücke uns über die alte Hafeneinfahrt des Deutzer Rheinhafens führt. Wieder eine faszinierende Technik des Brückenbaus, eine unterschenklig ausbalancierte Stahlbrückenkonstruktion. Unter einem Steuerhaus auf den Bögen der Brücke überqueren wir die Hafeneinfahrt,
Deutzer Drehbrücke
die Brücke konnte hydraulisch gehoben und dann elektrisch über einem Pfeiler gedreht werden, so dass die Hafeneinfahrt für Schiffe bei jedem Wasserstand passierbar wurde. Wir haben nun den Halbmarathon locker erledigt, als wir wieder über die Severinsbrücke die Seite wechseln. Wieder eine Wendeltreppe und vorbei an der zweiten Drehbrücke zum Rheinauhafen vor dem Schokoladenmuseum, die wir auf dem Hinweg überlaufen hatten, geht es auf der Rheinuferpromedade Richtung Deutzer Brücke. Wieder auf den Spuren des Marathon beim CTW erklimme ich ein zweites Mal die Wendeltreppe, auf der anderen Seite müssen wir um den Landschaftsverband herum laufen, da am Ufer eine Treppenanlage im Bau ist. Über die linke Rampe geht es wieder über die Hohenzollernbrücke, diesmal auf die Seite mit den vielen Liebesschlössern.
Der Klassiker - Hohenzollernbrücke mit Dom
Irgendwo da hängt auch eines meiner Tochter, aber das ist ein anderes Thema. ;) . An der Promenade am Konrad-Adenauer-Ufer ist ein Trödelmarkt im Gange, also laufen wir stadtwärts der Hochwasserschutzmauer, bis uns die Zoobrücke wieder ein letztes und 12. Mal über den Rhein bringt. Dort geht es dann über die Haalbinsel, die den Mülheimer Hafen vom Hauptstrom trennt, hier zelten noch die Teilnehmer irgendeines Pfingstfestivals im Rheinpark bzw. bauen gerade ihre nassen Zelte ab. Auch schön. Dann nocheinmal die steile Rampe der schmucklosen Betonbogenbrücke, die Fußgänger von hier über die Hafeneinfahrt ans Ufer führt. Nach einem langen Lauf und ca. 27 Kilometern bis hierher tut  das den Waden noch einmal richtig gut. Dann ist die Mühlheimer Brücke als Ausgangspunkz unserer 7-Brückenrunde erreicht. Gut 28 Kilometer standen auf dem Tacho, die sich bei vollständiger Nutzung der Brückenrampen anstelle der vielen Treppen sicherlich noch ausweiten ließe. Unter der Brücke trafen wir noch auf ein Läuferpärchen aus der FB Gruppe "Runner's High". Ob das die nach uns ausgeschickten Abfangjäger waren? Wenn ja, haben sie uns erst im Ziel abgefangen.....

Start und Ende - unter der Mühlheimer Brücke
Eine tolle Runde, man sollte sie erstens empfehlen und zweitens bei besserem Wetter wiederholen!