Sonntag, 26. Juli 2015

Aktivurlaub in Flandern - Zukunft und Vergangenheit

Ich bin wieder zu Hause. Zurück aus Belgien, von zwei Wochen Entspannung und Sport. Meine sportlichen Pläne wurden sogar übererfüllt. Ein schöner Strand-Wettkampf (nachzulesen unter http://www.laufen-in-dortmund.de/stories/2015/knokke.htm ), zwei schöne lange Läufe durch das Hinterland und der Küstenultra - für mich eine selbstverständlich abzulaufende Route. Die gesamte Küste unseres kleinen Nachbarlandes von der französischen bis an die niederländische Grenze. Dazwischen schöne Radtouren - dank Claudias neuem Rennrad schmolzen Entfernungen zusammen und erschlossen sich Einblicke, die dem Läufer aufgrund der Geschwindigkeit und dem Autofahrer erst recht nicht zugänglich sind.
Ob es eine Radtour entlang der Küste mit kurzer Pause am Strand, eine Tour nach Brügge mit Stadtbesichtigung zu Fuß und anschließender Weiterfahrt entlang der Kanäle nach Damme oder die für mich ebenfalls bewegende, aber auch landschftlich sehr schöne Tour entlang des "Ypernbogens" auf der Friedensroute waren, alle Touren waren trotz des allzeit präsenten Windes sehr schön, forderten aber zugleich auch die Beine. Das ergänzt das Ultra-Training sehr gut, denn man kann ja nicht jeden Woche einen Marathon laufen, ohne am Tag X, der ja unweigerlich näher rückt, durch zu sein. Das Radfahren bietet da willkommene Ergänzung.

Was gefällt mir an Belgien? Die Belgier haben es verstanden, in den letzten 100 Jahren fast ihre gesamte Küste - bis auf wenige Kilometer Naturreservate im Westhoek bei De Panne, kurz vor Oostduinkerke und Het Zwin an der niederländischen Grenze - zu verbauen. Und das nicht etwa schön....nein, scheinbar jeder Belgier schien ein Appartement mit Meerblick haben zu wollen, eine Bausünde der 50er bis 80er Jahre reiht sich aneinander, in keinster Weise aufeinander abgestimmt. Bis zu 12 Etagen türmen sich auf, hässliche Fassaden, ganz vereinzelt noch ein Bau aus der "belle Epoque" mit Fachwerkelementen und verzierten Giebeln. Später, ab den 90ern, baut man wieder angepasster, aber zu spät ist zu spät. Dennoch entstand so eine schier endlose Strandpromenade, zwei Straßen breit, oft für Fußgänger und Radfahrer getrennt und für Autos gesperrt. Direkt daran der Strand, der bei Ebbe Kilometer breit zu sein scheint. Und direkt hinter den in der Regel nur zwei bis 3 Straßenzüge breiten Badeorten ein endloses flaches Polderland, über das der Blick bis zum Horizont schweifen kann und Lauf- bzw. Radstrecken sich im endlosen zu verlieren scheinen. Durchsetzt mit Landmarken in Form von trutzigen Kirchtürmen und zuweilen auch dem Belfried eines der schönen kleinen Landstädtchen wie Veurne, Diksmuide oder Sluis mit dem einzigen Turm dieser Art in den Niederlanden. Ausrücken eines im Hochmittelalter durch den Tuchhandel mit England reich gewordenen Stadtbürgertums. Auch damals endete der Horizont nicht an der wechselhaften Küstenlinie.
Hier verschwimmen Grenzen. Grenzen zwischen Land und Meer, Grenzen zwischen Staaten. Flandern hat seine Ausläufer noch in Nordfrankreich, in den Niederlanden, wo die Grenze scheinbar willkürlich durch das Polderland entlang der Westerschelde im Zuge der vielen Kriege zwischen Spaniern, Niederländern. Franzosen und Österreichern gezogen zu sein scheint. Eine Sprachgrenze wie im Süden gen Frankreich gibt es hier nicht.
Diese Unendlichkeit der Landschaft, die in nur wenigen Abschnitten der Niederlande, wo wir Deutschen ja viel lieber Urlaub machen, noch ähnlich geblieben ist. Denn die Niederlande sind wesentlich dichter besiedelt als Belgien, 405 Einwohnern pro km² stehen nur 364 in Belgien gegenüber, von denen sich aber unverhältnismäßig viele im Großraum Brüssel konzentrieren. Man trifft hier auf relativ wenige deutsche Urlauber, auch die deutsche Sprache ist weniger verbreitet als in den Niederlanden.
Aber es wird hier an vielen Stellen deutlich, dass sich hier ein Schnittpunkt der Kulturen gebildet hat. Die Seehäfen von Zeebrugge und Oostende lassen mit Silhouetten gewaltiger Containerschiffe ebenso wie die Einfahrt der Westerschelde, von Knokkes Stränden gut sichtbar, eine Ahnung vom Welthandel als Quelle unseres heutigen Wohlstandes aufkommen. Französisch ist häufig anzutreffen, denn Knokke-Het Zoute ist das Mekka der "Haute-Volee" Belgiens. Hinter den Bausünden mit Appartements für den "Plebs" reichen sich Villen aus allen Epochen des letzten und vorletzten Jahrhunderts in der früheren Dünenlandschaft vor dem Naturschutzgebiet "Het Zwin". Autos der oberen Preisklasse befahren die elegant geplasterten Verbindungsstraßen mit Blumengeschmückten Grünstreifen zu den Bürgersteigen. Läden der europäischen Exklusivmarken reihen sich aneinander.

Auch Englisch ist hier häufiger anzutreffen, als in den Niederlanden. Viele Briten fahren mit den Fähren nach Oostende und Zeebrugge, um Urlaub hier auf dem Kontinent zu verbringen. Meist fahren sie nicht weiter.

Dann Brügge, ein Weltkulutrerbe mit seiner malerischen Altstadt. Wir haben eine Radtour dorthin unternommen, an einem Samstag. Die Straßen in Brügge waren voll mit Touristen aus aller Welt, vielfach aus Asien. Die mittelalterlichen Bauwerke, nur von wenigen modernen Bauwerken ergänzt, bilden ein fast einzigarteiges bauliches Ensemle.
Ein Segen für die Stadt, dass der Meeresarm "Zwin" bereits im 14. und 15. Jahrhundert versandete und die Verbindung zum Meer verloren ging. Die dadurch verarmte Stadt konnte sich einen Abriss der alten Architektur, insbesondere im 19. Jahrhundert, schlichtweg nicht leisten. Den Rückweg nahmen wir entlang eines alten Kanals, für heutige Binnenschiffe bei weitem zu schmal, den man grub, um die Verbindung zu halten. Im Niederländischen Sluis endete der Versuch, denn mit dem Fall dieser Stadt an den nördlichen Nachbarn während des 80-jährigen Freiheitskampfes der Niederlande gegen die Spanier machte ihn nutzlos.

Was das alles mit Laufen zu tun hat? Nun, Endlosigkeit und Weite, internationale Atmosphäre und Weltoffenheit sind für mich sehr wohl Attribute, die zu Laufveranstaltungen passen.

Ab Nieuwpoort, dem Hauptfischereihafen Belgiens an der Mündung des Flüsschens Ijzer, erreicht einen die jüngere Geschichte. Als Belgien dem Deutschen Reich 1914 den freien Durchmarsch nach Frankreich zu Beginn des Ersten Weltkrieges verweigerte, wehrte sich die kleine belgische Armee durchaus erfolgreich gegen unsere Truppen. Nach dem Rückzug in die Festung Antwerpen, die jedoch mangels britischer Unterstützung im Oktober 1914 geräumt werden musste, zog sich der Rest der Armee, etwa 80.000 Mann unter dem jungen König Albert I., zurück und bauten hier eine letzte Verteidigungslinie auf. Als nach der Niederlage des Deutschen Reiches an der Marne vor Paris ein "Wettlauf zum Meer" begann, um Frankreich von den Kanalhäfen und seinem britischen Verbündeten abzuschneiden, wurde die kleine belgische Armee mit einem Male wichtig für die ganze Westfront, denn nur sie konnte hier noch die deutschen Truppen aufhalten. Man tat etwas, was bereits die Niederländer 350 Jahre zuvor getan hatten: Man setzte das Land unter Wasser. Die Polder zwischen Nieuwpoort und Duksmuide, das "Ijzertal", wobei wir hier von 1 - 2 Metern Höhenunterschied sprechen, wurden an geflutet, indem die Schleusen hier bei Flut geöffnet und bei Ebbe geschlossen wurden. Der Übergang über die Ijzer, der unseren Truppen bereits gelungen war, konnte nicht gehalten werden, die Front verfestigte sich hier für 4 Jahre.
 Belgien jedoch behielt ein kleines Stück seines Territoriums und seine Armee, das Land von Nieuwpoort über Diksmuide bis Ypern an die französische Grenze. Das Albertmonument an den Ijzerschleusen, an dem wir an unserem ersten langen Lauf entlang kamen erzählt von diesen Tagen vor nun 101 Jahren. Mich beindrucken solche Monumente, auch wenn Krieg etwas schreckliches ist: Hier hat ein Volk und ein Land unter Einsatz vieler Menschenleben seine Existenz gerettet. Denn auch bei einem Alliierten Sie gibt es nicht wenige Historiker, die Belgien an Frankreich angegliedert gesehen hätten, wäre es vollständig besetzt worden und hätte König Albert sich aus Antwerpen auf die mögliche Flucht nach London gemacht, wie es auch als Alternative angedacht worden war.
Es ist nicht nur ein Denkmal, es ist ein nationales Monument, das mir Respekt einflößt.

An diesem Tage liefen wir entlang eines weiteren Kanals Veurne-Nieuwpoort durch strömenden Regen. Über 10 Kilometer fast schnurgerade, ein Kanal, ungeeignet für heutige Binnenschiffe und gegraben unter Napoleon I., der aufgrund der bitischen Blockade der Kanalhäfen Calais und Dünkirchen letzteres mit Antwerpen verbinden wollte. Wieder Krieg, nur noch 100 Jahre zuvor in diesem Land. Alles mit der Hand gegraben, der prasselnde Dauerregen, der uns an diesem Tage auf dem Wege über Veurne ins schon fast französische De Panne begleitete behindert die Sicht an die Küstenlinie . Den Weg ins Zentrum von Veurne mit seinem Renaissance-Rathaus "Spanischer Pavillion" sparen wir uns durchnässt, wie wir sind. Es war der Hauptort des unbesetzten Belgiens im Weltkrieg, den man damals noch nicht als den ersten bezeichnen musste.
Über plattes Land, dass mich fast an den Niederrhein und die teilweise gemeinsame Geschichte erinnert - auch Rheinberg und Orsoy waren im 16. Jahrhundert in den 80-jährigen Krieg zwischen Spaniern und Niederländern verwickelt und welches hier wieder eine Verbindung schafft, erreichen wir den Bahnhof von De Panne. Hier beginnt - oder endet - die Kusttram, die längeste Straßenbahnlinie der Welt, die uns zurück zu unserem Auto nach Middelkerke bringen wird.
Diese Tram bringt uns auch in einer 2 1/2 stündigen Fahrt zurück nach De Panne, als wir unseren "Küstenultra" laufen wollen. Wieder beginnt es in De Panne zu regnen, als wir die letzten Bausünden hinter uns gelassen und den letzten Betonweg am Ende des Strandes erreicht haben. Nur Schemenhaft ist der Hafen von Dünkirchen in etwa 5 km Entfernung auszumachen. Und wieder bin ich bei der Geschichte, jetzt allerdings im zweiten Weltkrieg im Jahre 1940. An diesen Stränden drängten sich das britische Expeditionskorps und die Reste der französischen Armee, eingeschlossen von den Truppen der Wehrmacht nach dem Durchbruch durch die Ardennen im Mai und der panikartigen Auflösung der französischen Front. Hier warteten hundertausende Wehrpflichtiger Männer wie Du und ich darauf, entweder von deutschen Fliegern oder Artilleriegeschossen getötet oder mit irgendeinem schwimmenden Gefährt - Großbritannien hatte alles über den Kanal geschickt, was schwimmen konnte - die rettende britische Insel zu erreichen. Auch mein Großvater stand in der Armee, die den Kessel bildete und die den Angriff aber unterließ und die Truppen damit entkommen konnten. Wir starten entlang dieser Küste, entlang der Promenaden der Seebäder De Panne, St.Idesbald, Koksijde und Oostduinkerke bis Nieuwpoort. Dort setzen wir mit einer Fähre über den Hafen, um nicht erneut zum Albert-Monument im Bogen zurück zu müssen, wo die Ijzerschleusen die Überquerungsmöglichkeit per Pedes bieten. Dann geht es weiter, vorbei an Bunkerresten aus dem Stellungskrieg 1914/18 Richtung Westende und Middelkerke. Oostende kommt in Sicht.Zuvor noch die Bunkeranlagen des Atlantikwalls in Raversijde, erbaut im ersten und zweiten Weltkrieg von unseren Truppen,um den Hafen von Oostende vor allierten Landungsversuchen zu schützen. Die Kanonen des zum Freilichtmuseums verwandelten Terrains ragen über die Küstenstraße. Daneben die Tram und die weite Sicht auf den Hafen und das Häusermeer von Oostende.
 Hier reichen die Dünen bis an die Straße, dann folgt die Tram und dann die Promenade, die den hier kurzen Strand begrenzt. Es ist steigende Flut, viel ist hier nicht vom Strand übrig. Dann erreichen wir Oostende. Im 19. Jahrhundert eines der angesagtesten Seebäder Europas und auch heute bin ich überrascht, welch angenehme Atmosphäre die lange Seepromenade, aus der direkt die Fußgängerzonen in die City abzweigen, bietet. König Leopold II. hat hier aus seiner Privatschatulle den Kursaal mit langen Arkaden an der Promenade bauen lassen. Damals wandelten die Damen gerne im Schatten, denn braune Haut galt als Stigma der arbeitenden Bevölkerung, die sich diesen Luxus hier nicht leisten konnte. Leopold konnte sich diesen Luxus sehr wohl leisten, denn Ende des 19. Jahrhunderts war er als Alleineigentümer des Kongo-Freistaates einer der reichsten Männer der Welt. Basierend auf einer unmenschlichen Ausbeutung der kongolesischen Bevölkerung, die selbst zu dieser Zeit ihres Gleichen suchte und die erst 1908 damit beendet wurde, dass der König aufgrund schlechter Presse gezwungen wurde, seine "Gelddruckmaschine" Kongo als Kolonie seinem Staate zu verkaufen. Wie viele der dunkelhäutigen Belgier, die uns auch ab und an entgegen kommen, mögen Vorfahren unter seinen Opfern gehabt haben? Der Kongo hat diese Kolonialherrschaft bis heute nicht verarbeitet. Vorbei am Denkmal dieses umstrittenen Königs erreichen wir das Spielcasino wie in fast jedem Badeort, ein riesiger Kursaal direkt am Starnd runden das Bild des großen Seebades ab, ehe wir den Hafen erreichen, wo uns erneut eine Fähre hinüber bringt und wir über die Schleuse, die zu den deutschen U-Boot-Bunkern des ersten Weltkriegs führte. Das Fort Napoleon - die Festungsanlage aus früheren Jahrhunderten sehen wir hinter den Dünen nicht - geht es auf die endlos lange Promenade Richtung Bredene und De Haan, später müssen wir an den Sand wechseln, denn der befestigte Weg endet. Irgendwann tauchen dann am Horizont die Kräne von Zeebrugge auf. Hinter Zeebrugge beginnt dann sofort Heist, der erste Orstteil von Knokke. Dass danach noch Duinbergen, Knokke-Albertstrand und Het Zoute und dann dass NSG Het Zwin folgen, verdrängt der Ultrau-Läufer ja gerne. Claudia schein ziemlich durch zu sein, sie interessiert sich nicht so für die geschichtlichen Zusammenhänge und die historischen Dimensionen der Landschaft. Vielleicht ist es deshalb für sie schwieriger, weil die Ablenkung fehlt? Irgendwann kommen wir an. Die belgische Küste ist durchlaufen. Wir blicken in den "Zwin", der Mündung jener verlandeten Meeresbucht, die einst Brügges Aufstieg und Niedergang begründete. Die hier im Zwin wurde 1340 der hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich eröffnet - mit der völligen Vernichtung der französischen Flotte. Der Krieg endete 1453 mit dem Verlust von Calais als letztem kontinentalen Vorposten der englischen Krone. Schon wieder bedeutende Weichenstellung für Mitteleuropa!
Het Zwin - einstiger verlandeter Meeresarm und Grenze B/NL

Ich kehre noch einmal zurück zu den Ereignissen des "groote Oorlog", wie der erste Weltkrieg im gesamten Westeuropäischen Bewusstsein heute noch als "der große Krieg" bezeichnet wird. Denn wir fahren nach Ieper/Ypres. Nicht weit von der flämisch-wallonischen Sprachgrenze gelegen, trafen sich hier im Oktober 1914 die von der Marne nach Norden rückenden britischen und französischen Truppen und die Belgier nach bei Nieuwpoort und Diksmuide gestopptem Rückzug aus Antwerpen. Ihnen gegenüber frische, unerfahrene deutsche Truppen, frisch aus den Universitäten und Schulen, von den Werkbänken geholt und im August und September eilig ausgebildet. Bei Ypern trafen sie aufeinander. Hier beginnt das "Heuvelland", eine sanfte Ansammlung von Hügeln, die sich nach Osten Richtung flämische Ardennen und nach Südwesten Richtung des Ballungsraumes Lille-Roubaix erstreckt. Eine liebliche Landschaft, abwechslungsreicher als das flache Polderfeld im Hinterland der Küste. Interessant mit dem Rad zu befahren. Die Hügel hatten auch strategische Bedeutung in jenem Oktober 1914. Rings um Ypern verlaufen ihre Ausläufer, teilweise nur wenige Meter höher als das Umland, aber in der Ebene verschafft das ungeahnte Aussichten. In der Mitte dieses Hügelbogens die alte flämische Tuchhändlerstadt. In deren Mitte die Lakenhal, die Tuchhallen, in denen Tuche für ganz Europa im 13. Jahrhundert gehandelt wurden. Der Belfried inmitten der Tuchhallen sieht aus wieder der kleine Bruder des Londoner Big Ben, dessen architektonisches Vorbild er war. Es war der größte gotische Profanbau des Mittelalters, der hier im Oktober und November 1914 den Granaten unserer deutschen Artillerie zum Opfer fiel. Alles in Yprn ist neu aufgebaut, in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Denn 1918 stand hier kaum noch ein Stein auf dem anderen. Wir verlassen das Städtchen mit den Rädern entlang der sternförmigen Befestigungsanlagen des 16. Jahrhunderts, denn bereits damals verlief in der Nähe die Grenze der habsburgerischen spanischen Niederlande zum Frankreich der Bourbonenkönige, entsprechende Kriege und Feldzüge gingen immer wieder über das Land. Wir biegen ab und fahren entlang eines alten, teilweise verlandeten Kanls bis wir auf die ersten Soldatenfriedhöfe treffen. Hier beginnt das Hügelland und damit die Hinterlassenschafte des Krieges. Soldatenfriedhöfe in beeindruckender, parkartig angelegter Form, zumeist mit einer Art Tempel oder einem Denkmal ausgestattet.
Parkähnlich angelegte, gepflegte Kriegsgräber. Allein die Zahl erschreckt
Doch diese Orte beherbergen das Grauen. Namen auf den Grabsteinen personifizieren die, deren Überreste mehr oder weniger vollständig hier begraben sind. Zerrissen von Artilleriegeschossen, durchsiebt von MG-Munition, vom Schrapnell oder mit weggeschossenen Gesichtern. Nachdem sie zuvor wochenlang in mit Regenwasser vollgelaufenen Gräben , mit klammen Klamotten am Leib, die niemals richtig trocken wurden, die Stellung gehalten hatten. Sie kamen aus Australien und Neuseeland. Ihre Vorfahren waren als kleine Diebe dorthin deportiert worden, sie hatten diese Länder mit aufgebaut. Un wurden nun zum sterben zurück nach Europa verschifft. Zusammen mit Südafrikanern. Deren Vorfahren wanderten im 17. Jhdt, aus den heutigen Niederlanden dorthin aus. Nun waren sie wieder in den Niederlanden - den südlichen, in Belgien. Inder, Iren, Gurkhas aus dem Himalaya. Kanadier, teils mit französischen Namen. Sie alle ruhen hier, sie alle halfen mit, als das alte Europa sich selbst vernichtete. Beeindruckend hier die vielen Gedenkkränze und Blumen, frisch von Engländern, vor allem aber Australiern und Neuseeländern hier hinterlegt.
Wir fahren weiter, aber den berüchtigten Hill 60 bei Zonnebeke , der komplett mehrfach in die Luft gesprengt wurde. Australische Bergleute unterminierten hier unsere deutschen Stellungen und jagten die Hügelkuppe in die Luft. Mit allem, was darauf verschanzt war. Die Deutschen revanchierten sich später auf die gleiche Weise. Weiter geht. es mit dem Rad. Ein Landsitz wurde zum interaktiven Museum umfunktioniert, Passchendaele. Der Ort wurde 1917 in der 3. Ypernschlacht zwischen Kanadiwen und Deutschen pulverisiert. Wir gehen durch den wunderschönen Park des Anwesend, fahren dann weiter durch den Ort und die abwechselungsreiche Hügellandschaft. Immer wieder tauchen die Türme von Ypern auf und zeigen mir, welchen Wert der Besitz dieser Anhöhen vor 100 Jahren hatte. Das Fahren der leichten Anstiege und der sanften Abfahrten macht Spaß, auch wenn die Gegend hier nun flacher wird, als wir uns Langemarck nähern. Ein Verkehrsschild, welches die grausige Erinnerung an die Schlachtfelder gesammelt wiedergibt, erregt meine Aufmerksamkeit.
Diese Radroute, schön zu fahren, endlose Aussichten bietend und einmal um die historische Stadt führend, ist für mich eine Stätte der Begegnung. Der Lebenden mit den Toten. Der heutigen Zeit mit der vor einhundert Jahren. Wir sind groß geworden in einem grenzenlosen Europa, die Kriege der Welt finden woanders statt. Aber hier sind sie immer gegenwärtig.Endlos wie der Horizont hinter Langemarck, dem nächsten Ort. Hier stürmten die schnell ausgebildeten unerfahrenen deutschen Freiwilligen im Oktober 1914 vor die Gewehre der Berufssoldaten des britischen Empire. Und fielen ebenfalls zu tausenden, darunter auch der Sohn der Bildhauerin Käthe Kollwitz. Auch der erste Gaseinsatz jährte sich im April zum 100. Mal. Der deutsche Soldatenfriedhof wirkt schlicht, ungepflegt und wie ein mahnender Kontrast zu denen des ehemaligen Empire. Dass man den Unterlegenen Angreifern kurz nach dem Krieg nicht gestatten würde, Heldendenkmäler zu errichten wie den Alliierten leuchtet ein. Was aber den Unterschied ausmacht: Hier legt kein Deutscher mehr eine Blume oder einen Kranz ab. Drei bis vier Generationen haben diese Ereignisse nicht mehr erreicht, sie sind für viele so fern wie Waterloo oder gar die Schlacht im Teutoburger Wald. In der westeuropäischen Welt wird dieses Krieges viel mehr und anders gedacht.
Deutscher Friedhof bei Langemarck
Das sehen wir auch am Ziel unserer Rundfahrt, in Ypern selbst. Dort steht das Menentor, von weitem wirkt es vor der kleinstädtischen Kulisse überdimensioniert.

Menentor mit Blick auf die Tuchhallen - auch Zieleinlauf des Flanders Fields Marathon 
Es wurde an Stelle des zerstörten Tores der alten Befestigugsanlagen errichtet, durch das die britischen Truppen zum Einsatz an die Front marschiert waren. Hier sind die Namen aller Soldaten des British Empire eingemeißelt, deren Leichen nicht gefunden werden konnten. Wände voll mit über 54.000 Namen und das sind nicht alle, alle ab dem 15.August 1917 bis 1918 vermissten sind am Tyne Cot Memorial in Passendale, den wir auch besucht hatten, an einer Gedenkwand eingraviert. Allein dieser Anblick stimmt nachdenklich, wenn man auch hier die weltweite Herkunft der Toten beachtet. An jedem Abend wird hier der Last Post, der britische Zapfenstreich geblasen. Den wollte ich mir in den 90ern immer schon einmal ansehen, was sich damals mit kleinen Kindern aber angesichts der Uhrzeit als unmöglich erwies. Heute warten wir diese Uhrzeit im eher stillen Ypern ab und erwarten so 30- 50 Zuschauer. Als wir uns gegen halb acht dem Bogen vom Marktplatz aus nähern, glauben wir kaum, welche Menschenmengen wir dort sehen. Viele englischsprachige Besucher, das Tor und das Umfeld ist voll.
Es wird die Geschichte eines vermissten Offiziers auf Englisch erzählt, ein Schicksal erhält hier Kontur. Dann werden Krenze und Blumen niedergelegt. Rote Mohnblüten, "Poppies", nach einem Gedicht "In Flanders Fields" des kanadische  Dichters Col. John McCrae, der hier kämpfte und fiel.
Es ist trotz der Menschenmenge im Gewölbe totenstill. 100 Jahre nach den Ereignissen wird hier täglich Menschen gedacht, die drei oder vier Generationen vor uns sterben mussten, weil die Regierungen Krieg als legitime Fortführung der Politik ansahen. Aber auch deutsche Soldaten starben hier. Und mit Blick auf den ungepflegten deutschen Friedhof denke ich schon daran, wie wir mit dem Gedenken umgehen. Denn im Gegensatz zum zweiten Weltkrieg, wo Hitler als Agressor Europa mutwillig mit Krieg überzog, trägt das deutsche Reich 1914 nach Meinung vieler rennomierter Historiker nicht mehr oder weniger Schuld an den Ereignissen, als Frankreich, Großbritannien, Österreich-Ungarn und Russland. Es ist gut, dass wir einander heute in Europa mit anderen Augen betrachten. Für mich ist jeder europäische Nachbar kein Fremder, sondern ein Landsmann in einem vereinigten Europa. Ich bemühe mich, seine Sprache zu verstehen oder mich sonstwie mit ihm/ihr zu verständigen, wie zuletzt auch im Startfeld des Strandlaufs in Knokke. Ich versuche, beim Einkaufen mich in Landessprache zu bedanken und zu grüßen. und die Symbole des Nachbarn zu respektieren. Dass die Geister der Vergangenheit aber schnell zu wecken sind, haben wir in den 90er Jahren auf dem Balkan gesehen oder sehen wir aktuell in der Ukraine. Daran sollten wir denken, ehe wir aufhören, miteinander zu reden.
Für mich war diese Radtour über gut 50 Kilometer eine Mahnung. Daran, wie jede blühende Landschaft in eine Hölle und wieder zurück verwandelt werden kann.
Demnächst laufen wir den Mauerweglauf. Auch entlang einer Hölle, wenngleich einer ganz anders gearteten. Einer Gefängnismauer, an der auch gestorben wurde. Aber das wird eine ganz andere Nummer. In jeder Beziehung.

Wer sich für die Gegend interessiert: Es gibt alljährlich im September den "Flanders Fields Marathon" von Nieuwpoort nach Ypern entlang der gesamten Frontlinie an der Ijzer, Zieleinlauf durch das Menentor vor die Tuchhallen auf dem Markt von Ypern. Ich bin ihn selbst noch nicht gelaufen, werde es aber unbedingt einmal erledigen. Wer mehr wissen möchte:

http://www.marathons.be/en/page/145_181/course.html

Laufen und nachdenken - hier schließt es sich einmal nicht aus. 

Freitag, 17. Juli 2015

Er ist wieder da!

So, da bin ich mal wieder. Nach dem Triathlon in Gladbeck gab es ja mehrere Faktoren, die mich vom Schreiben abgehalten hatte. Stress bei der Arbeit, Geburtstage meiner lieben Tochter - hier war es sogar der 18. - und meiner Claudia und jedes Wochenende mit einem Marathon ließen irgendwie keine Langeweile aufkommen. Und regelmäßges Training kam irgendwie auch nicht zustande.

Aber mal der Reihe nach.


Am ersten Juni-Wochenende stand zunächst der Rhein-Ruhr-Marathon mit unserem Job als Brems- und Zugläufer an. Das Wetter versprach warm zu werden, so gingen BuZ-Kollege Dennis John und ich das ganze ein klein wenig flotter an, da es auf er zweiten Hälfte erstens verdammt viel sonniger würde und man dort einfach mehr Zeit an den Versorgungsständen lassen sollte. Es war das erste Mal das Claudia und ich offziell als BuZler unterwegs sein dürften. Christel Valdez vom Orga-Team hatte das möglich gemacht. Man hat da ja schon eine gewisse Verantwortung und wenn wir diesen Job machen, wollen wir ihn auch gründlich machen. Also stattete ich uns mit gedruckten Armbänndern aus, die die Zeit jeden Kilometer anzeigten, denn Garmin-Messungen sind für diese Aufgabe zu ungenau. Wir starteten also etwas unter der nötigen 5:21er Pace, bewegten uns meist um die 5:18 um an den Kilometern mit Versorgungspunkten dann mal 5:24 zu brauchen um den Mitläufern, die sich in relativ großer Zahl um uns herum scharten, Gelegenheit zum Trinken zu geben.
Zur Hälfte in Homberg angekommen waren wir mit 1:51 gut 90 Sekunden vor der Zeit, aber das war ja geplant. Wie erwartet wurde es ab der langen Brückenrampe zur Brücke der Solidarität zwschen Rheinhausen und DU-Hochfeld zäher. Wir sammelten unseren Lauffreund Michael Gietmann ein, der uns aber nicht folgte. Und Marco, der unserer Gruppe ebenfalls bis hier, ungefähr km 25, gefolgt war, war plötzlich weg. Dafür bekamen wir "Besuch" von einem Läufer ohne Startnummer, offensichtlich der Vater einer der Läuferinnen, die mit uns die 3:45 angehen wollten. Die Dame lief ihren ersten Marathon und hielt sich bis hierhin ganz gut. Ihr Vater lief nun ständig vor unserer Gruppe her und versuchte, sie zum schnelleren Laufen zu bewegen. Immer so 5-10 Meter vor, sich ständig umdrehend und seine Tochter anfeuernd. "Wenn Du gescheit bist bleibst Du bei uns, der Marathon fängt jetzt erst richtig an" warnte ich sie und sie war so vernünftig, auf uns zu hören, während Ihr Vater immer von unter 3:40 sprach . Ich sah mich veranlasst, ihm einen kleinen Wink zu geben, dass das, was er der tut, erstens verboten ist und zweitens zur DQF seiner Tochter führen könne, wenn er nicht aufhöre, die Gruppe mit seiner Unruhe wuschig zu machen. Das wirkte, den fortan blieb er mit seiner Tochter meist hinter uns und war ruhig.
Ab 30 wurde es verdammt warm, die Sonne brannte und Schatten war rar. Ich motivierte zum Trinken, zum Weiterlaufen. Dennoch wurde die Gruppe naturgemäß kleiner. Ich einigte ich mit Dennis, dass ich nun versuche, zurückbleibende Läufer noch in der Zeit zu halten, während Dennis mit Vereinskollege Ralf, der uns dankenswerterweise inoffiziell unterstützte, das Tempo hielt. Es gelang mir, den einen oder anderen noch wieder auf die Beine zu bekommen, bis wir auf dem Kalkweg die letzten 2,5 Kilometer einläuteten. Hier blieben Dennis und ich dann an jeder Kilometermarke bis zur Sollzeit stehen und sammelten diejenigen ein, die noch eine Chance hatten, die 3:45 zu unterbieten. Das Mädchen mit ihrem Vater war gelichmäßg weiter gelaufen und mit einer knappe 3:44 ins Ziel ihres ersten Marathons gekommen, der Vater war vor dem Stadion wieder ausgestiegen. Kurz vor dem Stadion kämpfte ich noch mit einem älteren Läufer und einem jüngeren Triathleten. De Triathleten verlor ich, mit dem älteren Läufer kam ich nach Endspurt im Stadion des MSV Duisburg 15 Sekunden vor den 3:45 ins Ziel. Job Done, ich fühlte mich sehr gut. Das Mädchen kam irgendwann und bedankte sich, dass ich sie gebremst hatte. Sie war am Ende ganz schön fertig und hätte eine Tempoverschärfung nicht "überlebt". Dann das Warten auf Claudia, sie kam bereits mit Begleiter Dirk vom LC Duisburg in einer Zeit von 4:13 ins Ziel. Da war keiner mehr, den man hätte ziehen können und die, die es geschafft hatte, waren schon vorher "drin". In einer netten Runde mit Yvy, Henning, Marco, Kim und Claudia beendeten wir den netten Tag auf dem Rasen der Arena in der prallen Sonne.

Am folgenden Wochenende stand unsere "Kegeltour" zum Ahrathon auf dem Programm, in großer Gruppe von fast 25 Leuten ging es wieder nach Ahrweiler, um am Samstag den Marathon mit reichlich Spätburgunder an den Verpflegungsständen . Erst einmal trafen wir uns am Freitag direkt gegenüber unserer historschen Unterkunft in einer Weinwirtschaft, wo nach und nach alle unsere Lauffreunde eintrudelten. Außer Caudia und mir liefen alle "nur" den Halbmarathon, den sie dann in 3 Stunden un 33 Minuten auch finishten. Da die Halbmarathonis aber erst 2 Minuten nach uns starteten, bekamen wir unsere Freunde so unterwegs nicht zu Gesicht. Zudem regnete ist kurz nach dem Start und als es nach etwa 5 Kilometern den ersten Wein gab, regnete es bereits in Strömen.

Aber es lief sehr gut, auch den Spätburgunder und die leckeren Verpflegungshäppchen vertrug ich recht gut. In der zweiten Runde wurde das Wetter langsam besser, der Regen ließ nach, hörte später auf und machte der Sonne Platz. Die Luft würde dadurch natürlich recht feucht-schwül. Claudia vermisste das "ausschwitzen" des Alkohols in der ersten feuchten Runde und verzichtete in der zweiten dann auf Alkohol, wa sfür mich zur Folge hatte, dass ich noch mehr bekam. Dennoch fielen mir die lezten flachen Kilometer wesentlich leichter als im Vorjahr. In Ahrweiler motvierte ich einen pausierenden Musiker am V-Stand, für mich aufzuspielen. "Nur wenn Du mitsingst". Und völlig enthemmt trällerte ich dann mal den Klassiker "Lemon Tree" zur Gitarrenbegleitung. Über die Qualität meiner Sanngeskünste mag der geneigte Leser an dieser Stelle selbst urteilen, ich finde es desaströs. Aber Spaß gehört ja dazu. Dann noch die lange Gerade an der Ahr bis Bad Neuenahr und zurück durch den Kurpark zum Ziel. Mit 4:51 hatten wir unsere Ahrathon-Bestzeit um 3 Minuten gegenüber dem Vorjahr verbessert. Den Promillewert bei mir wohl aber auch....

Nach einigen Gläschen Wein im Ziel ging es zurück nach Ahrweiler, ehe wir uns am Abend erneut auf den Fußmarsch nach Bad Neuenahr zum Wein & Rock machten. Nach ein paar Schlückchen da hatte ich dann aber wirklich vom Alkohol genug, Leider war die Band in diesem Jahr nicht so gut wie im letzten Jahr, was am Ende ein wenig auf die Stimmung schlug. So entschlossen sich die meisten, mit uns den gut 5 Kilometer langen Rückweg wieder zu Fuß zurück zu legen. Das nüchterte aus.

Die folgende Woche war geprägt von privaten Verpflichtungen. Der 18. Geburtstag meiner "Kleinen" samt Party für all Ihre Freunde und Freundinnen, Familienfeier, Abi-Verleihung und Abi-Ball. Dennoch schafften wir es, zumindest am Samstag noch einen kleinen 21 km -Trainingslauf einzuschieben.

Den Mittwoch darauf waren wir schon wieder im Einsatz, der Essener Firmenlauf stand an. Seit meinem Start mit der Sparkasse im Vorjahr extrem ungeliebt, da mit 5,1 km recht kurz und auch noch gefühlt stetig bergauf. Ich startete mit Marco, Claudia mit Kim, wobei sie natürlich den leichteren Job hatte. Die arme Kim musste wieder alles geben, während Claudia neben ihr her traben konnte. Mit Marco hatte ich da mehr "Probleme". Ich vermied den Fehler ds Vorjahres, mich auf den ersten 800 metern, die steiler bergan führen, gleich mal kaputt zu rennen und wir gingen das mal verhaltener an. Nach etwa 1 1/2 Kilometern löste sich Marco ein wenig nach vorne, mehr als 20 Meter kam er jedoch nicht weg auf der Rüttenscheider Straße. Ein kurzer Schluck Wasser an Marc's Laden, gereicht von Laufkollegin Steffi, die hier mit half. Die Hälfte war geschafft. Bergab zur Gruga-Halle hatte ich Marco wieder eingeholt, dann ging es in die Gruga. Dort dann der gefürchtete letzte Anstieg. Und schlagartig war mein Kampfgeist weg. Während Marco voll motiviert den Berg hochzog, nahm ich die sich ergebende Temporeduktion widerstandslos hin und kam dann auch verdient einige Sekunden hinter Marco ins Ziel auf der großen Grugawiese. Ich war mit meiner Zeit von 22:04 durchaus zufrieden, wesentlich besser als im Vorjahr. Claudia kam mit Kim natürlich wieder in einer neuen PB rein, ich verpasste sie mal wieder. Mit einem leckeren Bier auf den Sitzkissen von RWE klang ein schöner Laufabend aus.


Am letzten Juni-Wochenende ging es dann mit Marco, Kim und Yvy zum Hasetal-Marathon nach Löningen. Der hatte uns im letzten Jahr so gut gefallen, dass wir gleich noch ein paar Leute mitgebracht hatte. Kaum im Emsland ausgestiegen, trafen wir auf Joerg und Silke vom TUSEM Essen, die hier auf Vereinsfahrt weilten. In der Umkleidekabine war alles voll LC Duisburg, auch Vereinsfahrt. Claudia, Yvy, Marco und Kim wollten den HM, das heißt auch her die erste Runde, denn es werden zwei Runden für den Marathon gelaufen, gemeinsam in Kims Tempo absolvieren, Yvy würde dann mit Claudia auf die zweite Runde gehen. Was sollte ich machen? Ich hatte eigentlich Lust auf ein etwas flotteres Tempo. Und glücklicherweise trafen wir Michael, jenen Läufer, den wir im letzten Jahr hier bei seinem ersten Marathon ab Kilometer 8 begleitet und am Ende unter 4 Stunden gezogen hatte. Heute wollte er seinen zweiten Marathon laufen, möglichst unter 3:45. Das traf sich gut. Schnell einigten wir uns, wieder zusammen zu laufen, hatte ja im Vorjahr so gut geklappt.
Es ist durchaus interessant, mit Leuten zu laufen, deren Trainingszustand man nicht einschätzen kann, aber wie Michael mir so berichtete, sollte er nach meiner Einschätzung dazu in der Lage sein.
Also ging es los mit einer Pace so um die 5:20, welche wir natürlich in der Euphorie der ersten Kilometer (aale so zwischen 5:04 und 5:10) erheblich unterschritten. Aber Michael machte einen gefestigten Eindruck, die Stimmung war gut und das Wetter warm. Die Sonne schien, so dasss uns die 18-20 Grad erheblich wärmer vorkamen. Die Stimmung an den Stimmungspunkten in jedem Dorf, durch das die Strecke führte, war gut und wir hatten einiges zu erzählen. Den HM passierten wir in der Fußgängerzone von Löningen unter 1:48 h, also etwas zu schnell. Wir nahmen uns daaher vor, jetzt aber wirklich Tempo herauszunehmen. Das gelang aber erst ab Kilometer 29, als die elend lange Landstraße in der prallen Abendsonne begann und kein Ende nahm. Das ist hier wirklich eine Geduldsprobe, und Michael hatte nun langsam zu kämpfen. Wir gabelten hier noch einen Läufer auf, auch ein Ultra, der im vergangenen Jahr den Mauerweglauf absolviert hatte. Wieder gab es etwas zu erzählen, er schien aber auch langsam kämpfen zu müssen. Auch ich hatte jetzt langsam die Nase voll, der dritte Marathon im Monat machte sich schon doch langsam auch bei mir bemerkbar. Endlich waren wir wieder an der Hase, wo uns leider auch ein schöner Gegenwind auf die letzten 4 Kilometer empfing. Michael ging jetzt an jedem

Verpflegungsstand, aber das war kein Problem. Wir waren ganz locker in der Zielzeit und das sagte ich ihm auch stets. Einen Kilometer vor dem Ziel hatte ich defnitiv keine Lust mehr, ich musste jetzt "laufen lassen". Die beiden würden es auch ohne mich locker unter 3:45 schaffen und so war es dann auch. Ich kam in eiiner 3:41er Zeit herein, Michael und unser Ultra in 3:42. Gut gelaunt gab es ein Alkoholfreies, ich gönnte mir ebenfalls eine Massage meiner Waden, denn die gab es hier ohne Wartezeiten. Dann irgendwann kamen auch Claudia und Yvy, sie hatten erst Kim zur - Bestzeit, was auch sonst - gezogen und waren dann etwas schneller geworden. 4:19 lautete ihr Ergebnis, und as reichte tatsächlich erneut zu Platz 1 und 2 der W45! Platz eins ging diesmal allerdigs an Yvy, die wohl Sekundenbruchteile vor Claudia die Ziellinie überquert hatte.
Hier gab es wieder die nette Party auf dem Marktplatz, diesmal mit total guter Musik und guter Stimmung der vielen LC'ler um uns herum. Die fuhren um zwei mit dem Bus wieder nach Duisburg, wir verabschiedeten uns gegen halb eins und machten uns auf die zweistündige Rückfahrt. Allen waren sich einig: Löningen war die Reise allemal wert.
Damit hatten wir jetzt im Juni 3 Marathonläufe bestritten, ich davon 2 unter 3:45, was ja durchaus ein flotteres Tempo ist und einen unter verschärften Bedingungen - will sagen Alkoholeinfluss und 900 Höhenmeter. Mal sehen, was der Juli bringen würde.

Vor allem erst mal Urlaub. Zwei Wochen in Belgien, natürlich auch dort mit einigen geplanten Laufkilometern. Denn Berlin rückt näher.....