Sonntag, 31. Januar 2016

Ruhewoche mit Nike-Winterlaufserie...mal anders

Nach drei laufintensiven Wochen mit einigen Kilometern wird es im Februar gleich mit zwei Marathonläufen in den ersten beiden Wochen weitergehen. Also bot es sich an, gleich mal die Traningspläne einzuhalten, die natürlich auf eine Teilnehme an der Nike-Winterlaufserie abgestellt sind. Die steht jetzt bei uns nicht im Fokus, zumal wir bei deren dritten und letzten Lauf bereits in Südafrika weilen werden. Also wollte zumindest ich mich an den schlanken Plan halten. Dienstag beim Stabi bestätigte mir Cheftrainer Roman die Ansicht, dass die gute Grundgeschwindigkeit mir auch helfen würde, lange Strecken gut zu bewältigen. 230 Kilometer könne man eh nicht trainieren. Nun ja, er mag in gewissen Teilen recht haben und ich will ja gar nicht das flotte Training völlig einstellen.

Am Mittwoch also zunächst einmal die 60 Minuten, dazu gehörte dann der wöchentliche Besuch am Geleucht der Halde Rheinpreußen. Ohne groß auf die Uhr zu sehen, lief ich los. Es war halb Fünf, meine Stirnlampe hatte ich vorsichtshalber auf dem Kopf, denn der Rückweg durch den Wald konnte eventuell doch noch finster werden. Grundsätzlich bin ich aber froh, dass die Zeit des im Dunkeln los Laufens schon fast wieder vorbei ist.
Die bekannte Strecke entlang der Orsoyer Allee, jener Hauptachse durch den Baerler Busch, welche Baerl mit Moers-Meerbeck verbindet, ärgerte mich mit heftigem Gegenwind, nur leicht durch den Wald gedämpft. Da hatte ich mir mehr erhofft. Nach gut 5 Kilometern geht es in Moers auf die lange Haldenrampe. Mit minimal 5:15er Pace geht es hiauf. Ich merke, dass die Hügel der letzten Wochen sich langsam auszahlen, denn ich werde dort immer schneller. Aber dafür macht man das ja auch. Hinter der letzten Kurve, als es nochmal richtig hoch geht, laufe ich dazu mal wieder voll gegen den Wind. Aber es fuktioniert besser als gedacht. Oben eine kurze Fotopause, dann wieder den Serpentinenweg hinab zum Waldsee. Um den herum läuft es dann ganz gut zurück nach Hause, am Ende steht eine Pace von 4:47 auf nicht ganz 13 Kilometern und das gute Gefühl, die hohe Gundgeschwindgkeit gefühlt locker trotz Halde bewältigt zu haben. Beim Spiel der Handballer gegen die Dänen lag meine Herzfrequenz jedenfalls höher. Deutlich!
Donnerstag standen beim Training der Ausdauerschule nur wieder die berühmten 2 x 1000 Meter im Renntempo. Ich wollte die dann mal so um die 4:30 Laufen. Aber mit dem Tempogefühl auf dem stockdunklen Kameraweg längs der Regattabahn laufe ich 4:06, danach deutlich gebremst eine 4:16 für die zweiten 1000. So schnell wollte ich am Samstag die 5000 m eigentlich nicht laufen. Denn wir hatten einen anderen Plan gefasst. Wir würden am Freitag Nachmittag die Startunterlagen abholen, ein Auto mit den Rennutensilien und Wechselklamotten dort über Nacht parken und am Samstag von zu Hause zum Start laufen. Das sollte etwas mehr als 20 Kilometer sein, danach ein flotter 5er und ein langer Lauf wäre auch erledigt. Denn Ruhewoche heißt ja nicht, gar nichts zu machen. Leider sagte das Wetter Sturmböen und zunehmenden Dauereregen voraus. Und was schlechte Wetterprognosen angeht, stimmen die ja meistens. Im Gegensatz zu den guten. Dennoch hatten wir uns entschlossen, den langen Anlauf so durch zu ziehen. Es war ja mit 8 Grad nicht so kalt und gelaufen werden muss schließlich bei jedem Wetter. Also machten wir uns 3 Stunden vor dem Start auf. Entlang des Lohheider Sees ging es durch den Wald, dann ein kleines Stück durch den Ort Baerl zum Rheinufer. Dort erwartete uns dann der volle Gegenwind, so dass ich entschied, nicht die A42-Rheinrücke zu nutzen und rechtsrheinisch auf dem Deich, sondern lieber linksrheinisch bis zur Ruhrorter Brücke unten am Fuße des Deiches bzw. später abgeschirmt durch den Waldrand am PCC-Stadion entlang zu laufen. Durch eine riesige Ansammlung von Schafen ,
die wir gar nicht erst versuchten, zu zählen, ging es also immer gegen Wind und Regen weiter. Auf der Rheinbrücke angekommen merkten wir dann erst einmal, was Rückenwind in exponierter Lage hoch über dem Fluss bedeuten kann. Es schob einen richtiggehend voran. Entlang der Ruhrorter Hafenpromenade, vorbei an der geparkten Kreuzfahrtflotte von 3 Arosa-Schiffen ging es dann bis zur Ruhr, über deren Wehr  dann durch den Innenhafen entlang der alten Stadtmauer Duisburgs auf die Königstr. Man wundert sich, wie man fast ausschließlich durch schöne und sehenswerte Ecken durch Duisburg laufen kann. Durch den DVG-Tunnel an Hauptbahnhof, dann schon links ab und wir befanden uns am Haus Könisberg (witzig - von Haus Königsberg zum Kaiserberg hinauf - die Hierarchie stimmt!) wieder auf einem grünen Parkweg, der uns durch das "Königreich" Duissern Richtung Kaiserberg und Zoo führte. Der Kaiserberg, auf dem auch der Duisburger Zoo liegt, ist die letzte der Erhebungen des rheinischen Schiefergebirges, an dem entlang sich die Ruhr durch den Süden des Ruhrgebietes schlängelt. Er erhebt sich immerhin auf  80 Meter und die Steigung war ordentlich. Dann entlang der A3- und Bahntrasse  führte uns der Weg über modderige Waldpfade bis nach Neudorf, wo wir dann auf die Straße zum Sportpark trafen. Insgesamt waren es dann doch etwas mehr Kilometer als gedacht, insgesamt nämlich fast 24. So war es dann auch bereits 13:15 Uhr und wir hatten nur noch eine dreiviertel Stunde Zeit. Mit unseren Sporttaschen bewaffnet ging es in die Umkleidekabinen und ich zog die "5-Kilometer-Rennkleidung" an. Verwunderte Blicke der anderen Läufer und noch verwundertere Reaktionen, wie man zu einem 5er 24 Kilometer hin laufen könne. Dann wäre man ja nicht mehr so schnell......na und? Unter dem der Ausdauerschule, wo sich alles gedrängt vor dem stärker werdenden Regen drängelte,
traf ich Anja. "Was willst Du laufen, Thomas?" "So 4:30er Pace". Das war so mein Grundplan. Zwar wusste ich, dass ich vermutlich schneller werden würde, so eine Startnummer vor dem Bauch wirkt ja immer irgendwie Wunder, aber im Grunde war das so mein Richttempo für einen flotten Trainningslauf. "Dann laufe ich mit Dir!" Etwas überrascht ob der schnellen Pace nahm ich die Anfrage dankend an. Es ist immer leichter, jemanden zu ziehen, weil man sich dann keinen Stress für sich selbst macht. Schleifer-Sven wollte ebenfalls eine 4:30er Gruppe aufmachen, aber ich sagte Anja zu, in jedem Fall mit ihr zu laufen, auch wenn sie das ambitionierte Tempo nicht würde halten können. Unverhofft zur einer Aufgabe gekommen, ging es zum Start.
Da Anja seit einiger Zeit nicht mehr in der Ausdauerschule, sondert eher Richtung Triathlon im Moerser TV trainert, kannte ich ihren Leistungsstand auf der Kurzstrecke nicht so genau. Vor dem Start traf ich noch zwei Kollegen unserer Betriebssporttruppe, dann standen Anja und ich hoffentlich weit genug vorne und es ging los. Ich lief neben Schleifer Sven an der Spitze unserer 7-8-köpfigen Truppe, Anja eher am Ende. Wir fanden recht schnell Tempo, bogen hinter der Regattatribühne bereits Richtung Kameraweg an der Regattabahn ab. Der Dauerregen wurde stärker, aber wenn man einmal unterwegs ist, ist es auch egal. Ich hatte befürchtet, auf dem Kameraweg würden uns die stürmischen Böen frontal erwarten, aber es war nicht so schlimm. Der Wald auf der anderen Seite sowie der Windschutzwall schirmten uns besser als erwartet ab. Der Stategie des Schleifers wiederwillig folgend hatten wir den ersten Kilometer mit 4:32 etwas zu langsam absoviert. Der zweite wurde dann mit 4:25 deutlich schneller und Anja war irgendwie weg. Ich hatte ein paar hundert Meter nicht aufgepasst. Aber versprcohen ist versprochen also hielt ich am Rand an, bis Anja wieder da war. Sie sah hier schon nicht wirklich gut aus und schien bereits überpaced zu haben. Nun gut, dann muss man sie hier erst einmal wieder ins Rennen kommen lassen. Meine Uhr zeigte für den laufenden dritten Kilometer bereits 5er Pace an. Wenn Du an Deiner Leistungsgrenze 5 Sekunden auf zwei Kilometern überpaced, bist Du auf einem 5er "tot". Und so schien es zu sein. Ich versuchte, das Tempo zumindest auf unter 5er Pace zu halten und setzte auf die letzten zwei Kilometer. Die "22" als MInutenzeit war weg, das war mir klar, eine gute Zeit war aber noch drin. "Die Hälfte haben wir schon" Es ging über die Brücke am Parallelkanal auf die kurze Waldschleife und der glatte, Pfützenlose Asphalt wurde von Schotterwegen mit großflächigen Wasserlaachen ersetzt. "Komm, dranbleiben" rief ich mit ungehaltenem Tonfall."Zwei Kilometer, keine 10 Minuten, dann ist es vorbei!" Anja sah ziemlich fertig aus. Die Pace lag für den Teil des dritten Kilometers immer noch bei 4:50. "Saug die an mir fest, bleib kurz dahinter!" Immer wieder musste ich mich umdrehen, denn irgendwie bleib Anja nicht dran. Ich kenne Anja lange genug um zu wissen, wie ehrgeizig und erfolgsorientiert sie sein kann. Also konnte ich härtere Register ziehen. "Dranbleiben, los" fauchte ich mehrfaach alles andere als nett."Wir sind schon auf dem Rückweg" versuchte ich, noch etwas psoitives mit auf den Weg zu geben, als wir wieder am Parallelkanal waren. Unglaublich, wie schnell so ein 5-Kilometer-Lauf um ist. Anja würde das im Moment sicher anders sehen. Hier standen riesige Pfützen. Ich bekam fasz einen Anfall, als ich bemerkte, dass Anja noch versuchte, Slalom um die Pfützen zu laufen. So etwas kostet nur Kraft, "Lauf mitten durch, nasse Füße hast Du sowieso schon!" rief ich. Das bringt nichts, es ermüdet nur noch mehr.Laufkollegin Karin als Schlusslicht von Schleifer-Sven's Gruppe war noch weit vorne zu sehen, als an der "Spielplatzkuhle", einer kleinen Senke Kilometerschild 4 erreicht war. Immerhin war die Pace nun wieder mit 4:48 schneller und damit unter 4:50 getrieben worden. Anjas hochroter Kopf und die klatschnass anklebenden Haare gaben ein recht erbarmungswürdiges Bild ab. Aber in Ihrem Gesicht war wieder jener unbändige Wille zu erkennen, das Ding hier vernünftig zu Ende zu bringen. Auf der Friedrich-Alfred-Straße begann ich, sie auf andere Läufer zu fokussieren. "Dranbleiben". "die gehen jetzt nicht weiter weg" und so'n Zeugs. Manchmal hilft das ja. "Gleich auf der Tartanbahn geben wir nochmal richtg Gas!" Hier war dann wohl aber her der Wunsch Vater des Gedankens, aber ich sah, dass zumindest eine "23" noch bei den Minuten zu erreichen war. Wir erreichen Die Laufbahn, noch gut 250 Meter. Ich schicke Anja auf die Innenbahn. "Die hinter Dir kommen jetzt nicht vorbei!" "Zieh, zieh!" Dann sind wir drin. Anja scheint kurz vor dem Kollaps, ich stütze sie. 23:47 mit einem Schnitt von 4:41 sind erreicht. Immerhin noch! Der Regen prasselt weiter, eswird schnell kalt. Ich freue mich, dass Anja noch halbwegs zufrieden scheint...und siehe da. Es war zumindest eine persönliche Bestzeit über 5 km. Ich selbst fühle mich überraschenderweise gar nicht groß angestrengt. Wenn ich jetzt zu Hause allein 5 km um den See in einer 4:41er Pace gelaufen wäre, hätte ich mich anders gefühlt.
Der Zauber der Startnummer..... Claudia hatte wie im letzten Jahr wieder Yvonne gezogen, die nach längerer Verletzugspause auch in einer 28er Zeit gut hereinkam. Und wir hatten einen schönen 29 Kilometerlauf einschließlich Endbeschleunigung, das bei einem Wetter, wo man sonst keinen Hund vor die Türe jagen würde. Laufen ist schön.

Der Januar endet somit mit knapp 384 Laufkilometern und ist damit mein laufstärkster Monat. Ab Februar stehen wieder die Marathonläufe im Mittelpunkt, ergänzt durch weitere Lange Läufe an den Tagen davor sowie das Tempotraining der Ausdauerschule. Bis dann, ich werde berichten.

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