Samstag, 4. Juni 2016

Wiederanlaufen - beim Atatürk-Lauf und beim ELE-Triathlon

Zwei lauflose Wochen waren schon recht lang, aber man muss dem Körper ja wirklich mal Ruhe gönnen. Mit Blick auf mein nach der TorTour angeschwollenenes rechtes Fußgelenk war sowieso Quarkpackung und Kühlung eher als Laufsport angesagt, so fiel es mir auch nicht schwer, meinen Job als Brems- Zugläufer für die 1:45 beim Vivawest-Halbmarathon Laufkollegen Mark zu übergeben, der den Job hervorragend gemacht hat. Ich nutzte den Tag, da Claudia es ja mit zwei Stunden als BuZlerin versuchen wollte, um mein Rennrad eine Woche vor dem Triathlon in Gladbeck das erste Mal in diesem Jahr auszuführen und entlang der Strecke ein paar Bilder zu schießen. Caudia verpackte es noch nicht so gut, Ihr Magen war noch nicht wieder ganz von der TTdR erholt und zwang sie am Ende zu unschönen Pausen. Gut, dass 3 BuZ eingeteilt waren, Claudia kümmerte sich dann um die nach hinten abgefallenen und brachte die zumindest sicher ins Ziel.
Radfahren tat meinem Fußgelenk nichts, also wollte ich eigentlich am Dienstag oder Mittwoch ein wenig mit dem Rennrad trainieren. Der Bewegungsdrang war wieder da. Ich fühle mich halt irgendwie nicht wohl wenn ich nach Feierabend nur auf der Couch sitze.
Im Laufe der zweiten Woche ging ja auch die Schwellung am Bein zurück, der Schmerz hatte faast völlig aufgehört. Nur bei alsoWir entschieden uns also, am Samstag mal am Atatürk-Lauf des Ayyo-Teams Essen teilzunehmen. Claudia war bereits im Vorjahr dabei, ich nur als Zuschauer. Aber wir waren beide von der liebevoll organisierten Veranstaltung angetan, von dem türkischen Urlaubsflair und den leckeren türkischen Speisen. Die 5-Kilometer-Strecke sollte reichen.
Claudia war froh, dass unsere Freunde Marco und Kim sich doch noch kurzfristig zur Teilnahme entschieden hatten, denn sie wollte ruhig laufen. Das ging mit Kim für sie ganz gut, sonst weiß man ja wie das läuft. Ich wollte zügig, aber nicht Vollgas laufen. So 4:30 Minuten auf den Kilometer sollten es aber schon sein, ich traf vor Ort Sven Block von TuSEM. Mit Sven hatte ich schon den einen oder anderen Lauf absolviert. Wir einigten uns auf eine 4:30er Pace, denn auch Sven brauchte eine Bremse, mir fällt das zu zweit auch leichter.
So standen wir dann an der Startlinie. Los ging es, die Strecke führt zunächst einmal direkt bergauf auf den Emscherdeich, das Gewässer wird dann sogleich überquert. Dann geht es direkt über den Rhein-Herne-Kanal und hinab an den Uferweg. Die Strecke ist wunderschön, das wetter leider recht schwül. Sven und ich müssen zunächst das überholt werden aushalten, gemeinsam gelingt das ganz gut. Wir sind nur wenig zu schnell, aber nach einem Kilometer fühle ich mich noch sehr gut. Beim zweiten Kilometer kommt schon kaum noch jemand an uns vorbei, wir fangen langsam an, Leute zu überholen. Schon ist die geschwungene Rote Brücke des Nordsternparks in Sicht, da ist ungefähr Halbzeit. Auf der Brücke steht Claudia Steeg und schießt schöne Fotos von Sven und mir,
Foto www.catfun.de
wie wir im Gleichschritt die zweite Hälfte angehen. Einen Läufer sammeln wir kurz dahinter ein, auch er muss seinem Tempo offensichtlich Tribut zollen. Wir sind zwar deutlich schneller als die angepeilten 4:30, aber bei mir klappt es noch gut. Werde der Oberschenkel noch mein Fuß machen Probleme. Dennoch bremse ich immer ein wenig herunter, denn noch sind es zwei Kilometer. Das liebe ich am 5er, der ist schon fast wieder vorbei, wenn man so richtig im Rennen ist. Irgendwann taucht Marco vor uns auf, wir kommen auch ihm schnell näher. Als wir schon den Weg vom Deich hinunter auf die Sportanlage sehen, gehen wir an ihm vorbei. Er macht keine Anstalten, mit zu kommen. Bergab halte ich mich wegen meines Oberschenkels noch ein wenig zurück, dann geht es in den Endspurt. Mit einer 21:19 komme ich kurz vor Sven ins Ziel. Ein tolles Ergebnis, bedenkt man, dass ich seit Februar aus dem Tempotraining raus bin und die 230 Kilometer erst zwei Wochen her sind.
Claudia kommt mit einer jungen Läuferin vom Ayyo-Team ins Ziel, die sich wohl etwas übernommen hatte und die Unterstützung brauchte, Kim kommt kurz dahinter ins Ziel. Die Hitze und Schwüle hat einigen zu schaffen gemacht.
Wir lassen den Nachmittag mit leckeren türkischen Speisen und Getränken, die hier zu zivilen Preisen und liebevoll zubereitet angeboten werden, ausklingen, während wir uns den 10-Kilometer-Hauptlauf ansehen.
Eine tolle kleine Veranstaltung mit vielen Freunden und bekannten, die zum Besuch unbedingt zu empfehlen ist.

Sonntag dann unser "Triathlon des Jahres", zumindest meiner, denn einen anderen habe ich noch nicht gemeldet. Im letzten Jahr hatten wir dem massiven Werben unseres Ausdauerschulenkollegen Udo nachgegeben und dort mit Marco und Kim teilgenommen, die Veranstaltung hattte uns sofort wegen der tollen Rahmenbedingungen und guten Organisation überzeugt. Traithlon ohne Radtraining und schon ganz ohne
Schwimmvorbereitung, das musste dann halt mal "aus dem Stand" gehen. Wunderdinge erwartete ich ohnehin nicht. Für den Tag waren Gewitter angesagt und bereits auf der Hinfahrt zog es sich bedrohlich zu. Claudia hatte sich nicht von einem Start überzeugen lassen, ihr war der Abstand zur TTdR und zum Rhein-Ruhr-Marathon zu gering und die Trainingszeit auf dem Rad und beim Schwimmen auch zu knapp. Im Nachhinein eine richtige Entscheidung, denn Rad gefahren sind wir ein mal und geschwommen bisher gar nicht. Also nächstes Jahr.
Als wir im Stadion ankommen und unsere Startunterlagen geholt haben, regnet es erst einmal, hört aber dann wieder auf. Beim Triathlon geht es gewohnheitsgemäß sehr reglementiert zu, bereits das Einchecken der Fahrräder erfolgt nach strengem Ritual. Startnummer muss am Band dabei sein, der Helm zunächst geschlossen auf dem Kopf sitzen, dann abgenommen und dem Kampfrichter zur nspektion gegeben werden. Aufkleber werden an Helm und Startnummer kontrolliert, das Rad auf verbotene technische Bestandteile gefilzt. Dann darf man sich einen Platz suchen und das Rad abstellen. Ich bereite alles für die Wechsel vor, die Laufschuhe nach hinten, mit den Sohlen nach oben, denn es könnte ja wieder regnen.
Foto Thomas Saurusajtis
Den Helm und die Radbrille zusammen mit der Startnummer an den Lenker gehängt, den Rest in den Rucksack und einen Regenschutz darüber. Auf die zwei Sekunden kommt es mir heute nicht an. Dann verlasse ich die Zone wieder ,bereits im Einteiler mit Flip-Flops an den Füßen und meinen Kompresssions-Tubes an den Waden. Als wir dann zur Wettkampfbesprechung ans Schwimmbecken wollen, werde ich angehalten. Die Tubes sind neuerdings verboten, ich muss sie ausziehen. So ein Schwachsinn! Im letzten Jahr durfte man sie noch tragen. Jedes Jahr müssen die neue Regeln erfinden und diese vor allem bis zur Volksdistanz anwenden. Das kann einem diesen schönen Sport echt verleiden. Was sollen diese Dinger stören? welchen Vorteil soll ich mir damit im Wasser verschaffen? Ich lese es am Abend nach und man kann es tatsächlich aus den Regeln ableiten. Da ich aber nicht über Regeln diskutiere, ziehe ich sie ohne großes Lamentieren aus und gebe sie Claudia, die heute als Fotografin dabei ist.
Ich schaffe es noch, drei Züge einzuschwimmen, dann geht es schon los. Wir haben uns mit den 8 oder 9 Schwimmern nach voraussichtlichen Zeiten sortiert, so dass wir recht gut los schwimmen können, ohne uns ins Gehege zu geraten. Ich beginne zu schnell, merke das aber schon am Ende der ersten Bahn und nehme etwas Tempo raus. Marco gewinnt Abstand, auch wenn er recht schnell von Kraul- auf Bruststil umgestellt hat.
Foto Thomas Saurusajtis
Zumindest für das Tempo scheint sich sein häufigeres Schwimmtraining dann doch auszuzahlen. Ich ziehe Bahn um Bahn in meinem gleichmäßigen Tempo, Marco hat am Ende eine gute halbe Bahn Vorsprung und ist schon aus dem Wasser, als ich mich dem Ende nähere. Beim Schwimmen tat überraschen mein Fuß wieder weh, weil ich ihn da wohl extrem Überstrecke. Hoffentlich würde ich das nicht später beim Laufen merken. Aus dem Becken ziehe ich schnell meine Flip-Flops wieder an, denn ich möchte mir auf dem steinigen Schotterweg in die Wechselzone im Stadion nichts in die Fußsohle laufen. Denn in einer Woche bin ich Brems- Zugläufer beim Rhein-Ruhr-Marathon. Das Laufen in den Dingern klappt sehr gut, beim Abstoppen auf dem nassen Stadionrasen der Wechselzone rutsche ich allerdings aus und setze mich auf den Hosenboden. Egal, ich wollte eh an meine Tasche. Schnell den Helm aufgesetzt, die Brille auf und die Radschuhe gegriffen, dann trabe ich mit dem Rad Richtung Aufgang zur Straße.
Foto Thomas Saurusajtis
Dort oben habe ich zunächst erst mal Probleme, die Radschuhe an zu bekommen. Das kostet etwas Zeit, aber dann sitze ich endlich auf meinem Rennrad und trete in die Pedale. Die Straße ist vom regen noch ziemlich nass und so gehe ich die erste Kurve noch verhalten an. Durch die vielen Startzeiten sind auch Radfahrer aus vorherigen Starts auf der Strecke, die schon ein gutes Tempo fahren. Ich hänge mich gleich an eine Gruppe dran und wir umrunden das erste von 4 Malen den Schloßpark Wittringen und das Stadiongelände. Meine Garmin zeigt mir 3:06 Minuten für den ersten Kilometer. Das kann nicht sein, das wären weniger als 20 km/h. Der ist wohl im Multisport-Modus noch auf Meilen statt Kilometer eingestellt, so war es im letzten Jahr auch, wie mir in diesem Moment einfiel. Also nicht mehr auf das Ding sehen, einfach mal fahren. Es  ist sehr windig und so bin ich froh, an der Gruppe dran zu hängen. Bis ich ein Motorrad und eine Trillerpfeife von hinten höre. Kampfrichter, die das Windschattenfahren unterbinden. Ich lasse schnell Abstand, das Motorrad fährt an mir vorbei und ermahnt die Fahrer vor mir. Schnell löst sich die Gruppe auf, ich muss daher leider erst einmal langsamer werden, um die 10-Meter-Windschattenbox nicht wieder zu zu fahren. Denn das blöde Motorrad ist immer noch da. Marco ist nicht zu sehen, er war auch schon aus der Wechselzone und hat seinen Schwimmvorsprung gut genutzt.
Foto Thomas Saurusajtis
Die Radstrecke ist heute leider recht windanfällig, besonders ärgerlich ist, dass auf der Rückseite des Schloßparks, wo eine breite Straße leicht und lange ansteigt und man gut fahren könnte, der Wind direkt von vorne bläst. DEnnoch habe ich auch hier meinen Rhytmus gefunden. Meine Bewunderung hat ein MTB-Fahrer, der an jeder kleinen Steigung oder auf der schlechten Wegstrecke an der Durchfahrt des Schloßparks an mir vorbei geht, ehe ich ihn auf längeren Geraden wieder übergolen kann. Aber der fährt wahrscheinlich auch jede Woche drei Mal zum Tetraeder hoch. Warten wir mal das Laufen ab. Die vierte Runde fahre ich etwas verhaltener, denn es gilt, Kraft für das Laufen zu sparen. Als ich vom Rad steige und es hinunter ins Stadion schiebe, fällt mir das Laufen doch noch etwas schwer. Das würde etwas geben. Rad abstellen, Helm ab geht mit einer gewissen Routine, schnell noch die Laufkappe auf und die Schuhe mit dem Autogramm von Norman Stadler drauf und schon bin ich auf der Tartanbahn unterwegs. Die Strecke verläuft bis in die halbe Stadionkurve, denn folgt eine Wende und zurück geht es, am Wasserversorgungspunkt vorbei die Zielgerade entgegengesetzt entlang, bis es an der anderen Kurve aus dem Stadion in den Schloßpark geht.
Ich laufe einfach nach Gefühl los und will mich überraschen lassen, was geht. Der Park ist sehr schattig und durch den alten Baumbestand recht dunkel. Im Sonnenschein des letzten Jahres war das eine Wohltat, in diesem Jahr ist es egal, denn bewölkt ist es immer noch. Und schwül. Schnell sammle ich Läufer um Läufer ein, das ist gut für den Kopf. Denn nicht bei allen Triathleten ist Laufen die stärkste Disziplin. Bei mir ist es heute die einzige, wo ich halbwegs im Training bin. Ohne etwas zu erzwingen lasse ich es laufen, die Strecke ist wirklich schön und kurzweilig und schnell laufe ich bereits zum ersten Mal wieder in das Stadion. Das ist auch recht schön für die Zuschauer,

Foto Thomas Saurusajtis
es werden zwei Runden gelaufen und man kann die Läufer und die Abstände immer wieder mal checken. Als ich auf die Bahn laufe, kommt mir Marco entgegen Da ist er, aber wohl schon zu weit weg. das sind gut 350 Meter, auf nicht ganz 2,5 Kilometern eine Aufgabe, die nur mit deutlich höherer Pace zu lösen ist. Immer wieder kann ich Läufer überholen, an mir geht kein einziger vorbei. Auch deutlich langsamere sind dabei, manche gehen. Die müssen wohl aus dem Start vor dem unseren sein. An der letzten Biegung im Park sehe ich Marco vor mir, er kommt langsam näher. Kriege ich ihn doch noch? Aber mein Ehrgeiz diesbezüglich hält sich in Grenzen. So ganz ans Limit will ich hier nicht gehen, gesten war es anstrengend und nächste Woche steht ein Marathon auf dem Plan. Heute ist da wirklich nur Spaß. Und die Erleichterung, dass mein Fuß erneut nicht mehr schmerzt. Er ist noch etwas dick gewesen, aber seit dem Schwimmen spüre ich nichts mehr. An der letzten gerade vor dem Abzweig zurück ins Stadion dreht Marco mich um. Er sieh mich und zieht sichtbar an. Ich lasse ihn gewähren. 150 Meter Vosrprung auf 800 Metern sind schwer zu ersprinten und dann  würde ich mit ungewissem Ausgang genau das machen, was ich vermeiden wollte. Ans absolute Limit gehen, Ich genieße die Tartan-Bahn, die Anfeuerungen meiner Lauffreunde im Stadion und die Freude, die jeder Zieleinlauf so mit sich bringt. Kurz nach Marco bin ich im Ziel angekommen,
Foto Thomas Saurusajtis
wir beglückwünschen uns freuen uns gemeinsam über das schöne Rennen. 1:20 h habe ich gebraucht, das sind rund 90 Sekunden mehr als im Vorjahr. Geht doch. Vor allem die Pace beim Laufen mit 4:26 freut mich, 4:30 hatte ich mir zum Ziel gesetzt und diese auch gut unterschritten. Meine Form ist also nicht in der Ruhr versunken.
Kim kommt etwas später, auch sie sieht zufrieden aus.
Mit Pommes und Currywurts endet stilecht dieser Ruhrgebietstriathlon, den ich jedem, auch und gerade Anfänger, wärmstens empfehlen kann. Toll organisiert, schöne Strecken, zuschauerfreundliche kurze Wege. Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei.