Freitag, 16. März 2018

Zypern - Insel, wo die Götter Trainingslager machen.....

Damit wir uns nicht umstellen mussten ging dann mal gleich nach der ersten Nacht der Wecker um halb sieben in der Früh. Denn wenn die erste Trainingseinheit um 10 Uhr angesetzt ist, sollte das opulente Aldiana-Frühstück vom Büffet etwas Zeit zum sacken haben. Mein Trainingsplan verhieß einiges an Umfängen, wobei ich für mich schon entschieden hatte, nicht alles in vollem Umfang mit zu machen. Denn mit hohen Umfängen und hoher Intensität hatte ich ja vor zwei Jahren eher schlechte Erfahrungen gemacht und mir eine meiner eher seltenen Verletzungen eingefangen.  Der Trainingsplan sah 4 Gruppen vor, ein Wechsel innerhalb der Gruppen war jederzeit problemlos möglich.

Ich begann dann gleich mal beim Fahrtspiel in der schnellen Gruppe. Da die Strecken von den Trainern auch nur via Internet geplant werden konnten, waren wir alle gespannt auf das, was uns erwartete. Und wir finden Straßen, auf denen fast nichts los war sowie erstaunlich gute Feldwege, die durch eine landwirtschaftlich bearbeitete grüne Gegend mit einigen Hügeln führte. Den ersten steilen felsigen Anstieg ging ich dann mal, hatte aber schnell wieder zur Gruppe aufgeschlossen. Die ersten 8 Kilometer bei zunächst ungewohnten 25 Grad in der Sonne blieb der Schnitt bei einer Pace von deutlich über 5, als wir dann am Ende die Asphaltstraße erreichten und es etwas bergab gegangen war, hatte ich Tempo aufgenommen und konnte die letzten 4 Kilometer mühelos unter 5er Pace "dahinschweben" . Es tat so gut, mal nur im Tanktop und in Shorts unterwegs sein zu dürfen nach der Kälte am Samstag, da kann man schon etwas euphorisch werden. Auf eine kleine 4 Kilometer Ergänzungsrunde mit den ganz schnellen Sascha, Wolfgang, Andreas und Trainer Roman verzichtete ich dann aber. Vor dem Mittagessen schob ich dann mit Claudia, Marco, Kim und Trainerin Sigrid noch eine Schwimmrunde von nicht ganz 1000 m ein. Das Meer war so schön ruhig, dass es in herrlich klarem Wasser wirklich gut lief, wenn man sich einmal ohne Neo in die mit 18 Grad doch recht frischen Fluten gewagt hatte. Das Mittagsbuffet wurde diziliniert bescheiden nur angefräst, den Lauf am Nachmittag mit knapp 9 Kilometern in 5:30er Pace konnte ich nach den 3 Stunden Pause ruhig absolvieren. Ich wunderte mich schon, dass der Ultra am Samstag so wenige Spuren hinterlassen zu haben schien. 
Zurück vom Lauf ging es noch in den Gymnstikraum zum Stabi-Training, nach diesen 30 Minten dannnhieß es im Grunde schnell auf's Zimmer, Duschen, Anziehen und ab 19:00 Uhr Abendessen. Wir bemühten uns stets, das Niveau an den 8er Rundtischen möglichst flach zu halten, was uns auch ganz gut gelang. Wer mit Bunert fährt, sollte hart im Nehmen und gut im Austeilen sein. Spaß gibt es jedenfalls genug. Ich will die geneigten Leser jetzt nicht mit unseren Lästerorgien am Rande der Tanzfläche mit einem Ouzo oder sonstigem Kaltgetränk in der Hand langweilen, es wiederholt sich ja jeden Tag aufs Neue. Sport-Puristen mögen jetzt anmerken, dass gewisse Trainingseffekte von eben jenem Ouzo / Gin-Tonic oder was auch immer sofort wieder zerstört würden. Ich denke, für meinen Zweck, Umfänge zu steigern und gewisse Grundgeschwindigkeiten zu trainieren. sollte es gehen. Man betrinkt sich ja nicht, obwohl das den Anblick mancher Gestalten auf der Tanzfläche wesentlich leichter zu ertragen verhelfen würden. 
Am zweiten Tag stand ein 90 Minuten Lauf an, nach dem Frühstück lagen wir noch ein wenig mit Marco und Kim am Pool. Trainer Roman ging herum und erläuterte, dass es heute in Gruppe eins etwas flotter werden würde. Damit war für mich der "Downgrade" in Gruppe zwei beschlossen, ich wollte es ja nicht übertreiben. Also ging es mit Marc als Trainer und gemeinsam mit Claudia und unserem "Pflegekind" Yvy los. Hier standen nur 75 Minuten auf dem Plan, Marc war aber gerne bereit, mit uns noch eine kleine Runde dran zu hängen. Da wir heute in Gruppe zwei die Runde der Gruppe 1 vom Vortag liefern, kannte ich die Strecke und konnte die schöne Runde  Mal genießen, einschließlich des trailigen Anstieges zu Beginn.



Mit fast 14 Kilometern einschließlich Ergänzungsschleife am Ende und einer Pace von unter 6 trotz der Höhenmeter war die Runde durchaus nicht anspruchslos und ich war froh, dass ich es hatte ruhiger angehen lassen. Am Nachmittag stand keine weitere Laufeinheit an, sondern ein Athletik-Stationstraining auf dem Fußballfeld, anschließend Stabi- und Blackroll-Training. Ich entschied mich für ein erstes Koppeltraining, denn am Vorabend hatte ich ich zum Spinning aus dem Aldiana-Club-Angebot angemeldet und wollte direkt vorher wieder knapp 1000 m schwimmen. Stabi konnte ich auch zuhause, Freiwasser-Koppeln geht da erst mal noch nicht. Heute war es deutlich windiger und es gab im vergleich zum Vortag einen ordentlichen Seegang. Ich schaffte dennoch gut 1000 m in 26 Minuten, war aber ziemlich ausgekühlt danach. Im starken Wind schlotterte ich ein wenig zum Spinning-Bereich, einem offenen, überdachten, aber windgeschützen Vorraum zum Gymnastikbereich. Die blonde Animateuse machte das Spinning sehr gut, die Musik war auch ordentlich und meine Oberschenkel wurden ordentlich gefordert, während Claudia einen Raum weiter sich über die Gymnastikmatte beugte. Das mit der Schwimmmöglichkeit gefiel mir hier sehr gut, dass hatte in eiskaltem Pool und eiskaltem Meer in Andalusien gefehlt. 18 Grad Meer ist jetzt nicht gerade Badewannentemperatur, aber bei strammem Schwimmen durchaus auszuhalten. Und mit Blick auf das Event auf Rügen beim 70.3 im September kann es ja nicht schaden, Schwimmen im Meer zu trainieren. 
Am Abend stand ein Vortrag von Cheftrainer Roman über "Laufstil" in der Bibliothek an. Lustig waren die beiden Hotelgäste der AK 80, die sich zwnglos dazugesellten und ganz fasziniert den Worten unseres Diplom-Sportwissenschaftlers zu Abdruck und Abrollbewegung folgten. Der Scherz zur "Traininggruppe 5" machte schnell die Runde. Na ja, Wissen schadet ja such im hohen Alter nichts. 
Nach dem Abendessen stand "90er-Jahre Party" an der Poolbar an. Nun ja, auch wenn die Musik zunächst eher 80er Style war, war es dennoch ganz ordentlich. Dennoch muss man sich immer wieder wundern, wie so eine DJane sich eher selbst verwirklichen, als die gerade aufgekommene Stimmung auf der Tanzfläche mal am köcheln halten muss. Na ja, man war ja nicht nur zum Vergnügen da. 
War der Trainingsplan bisher eher Moderat - die gefürchteten Bergansprints des zweiten Tages von Andalusien fehlten hier völlig - ging es am Mittwoch richtig los. Standen erst 10 x 800 m auf dem Plan, wurde dies aus profanem Grunde auf 12 x 600 m geändert. Es gab eine schöne, flach asphaltierte Nebenstraße , die war leider nur etwas über 600 Meter lang. Und am Ende eines Vollgas-Intervalls auf eine Schotterpiste mit einigen Schlaglöchern zu laufen, wäre keine gute Idee für ein verletzungsfreies Trainingslager gewesen. 
Ich begab mich wieder in Gruppe 2, denn absolutes Vollgas wollte ich vermeiden. ich kenne das, in Gruppe 1 müsste ich mich ranhalten, um dabei zu bleiben. Ich würde das schaffen, aber dann wäre ich wieder unter Vollbelastung. Und da meine rechte Hüfte beim Aufstehen nach jedem Sitzen bereits leichte Probleme machte, wollte ich das lieber nicht riskieren. Unsere Strecke lag auf einer Anhöhe, vom Meer weg wehte der starke Wind von hinten. Aber in Gegenrichtung blies er uns richtig schön von vorne an. Aber Gegenwind formt ja bekanntlich den Charakter. Und irgendwie war die gefühlt stehende warme Luft auf dem Hinweg ja auch suboptimal.
Ich beließ es bei einer Pace zwischen 4:00 und 4:10, wenige Intervalle zum Ende gingen knapp unter 4er Pace. Ich war angestrengt, aber nicht kaputt. Das wollte ich erreichen. Am Ende kamen mit An- und Abmarsch auch fast 14 Kilometer zusammen, davon ja gut die Hälfte in anspruchsvoller Pace. Am Ende der Einheiten versammelten wir uns am "kalten Pool", ausgerüstet mit einer Vanillemilch und einer Limo von der Pool-Bar. Und einige Male sprangen wir mit Laufhose in den Pool , um ein paar Züge zu schwimmen. Auch hier war die Temperatur mit ca. 18 Grad nach dem Sport in der Sonne gut auszuhalten, der zweite Pool hatte mit etwa 25 Grad durchaus angenehme Planschtemperatur. So ließ sich der freie Nachmittag angehen.
Diethelm und ich hatten uns bereits zum Beachvolleyball-Angebot des Aldiana-Clubs entschieden, Rainer aus Dortmund machte auch mit. Es machte in Bunter Runde mit insgesamt 4 Mannschaften richtig Spaß, durch den Sand zu hechten und die Bälle über das Netz zu baggern. Nebenan auf dem Fußballfeld hatten sich einige von uns mit einem Fußball versammelt, nach gut 90 Minuten Volleyball gingen Diethelm - früher durchaus ein sehr guter Fußballer auf Landesliganiveau - und ich gucken. Schnell waren wir überzeugt, eine Runde 3 gegen 4 auf kleine Tore mit zu kicken. 
Ein wenig skeptisch war ich schon, ich hatte seit meinem Abschiedsturnier im Sommer 2009 nicht mehr vor den Ball getreten. Davor lagen 30 Jahre intensiver Fußballtätigkeit als Spieler und Jugendtrainer. Es machte dennoch riesig Spaß und meine Verletzungsangst erwies sich als unbegründet. Das Niveau blieb jedoch auf "Standfußball" und der "FC Bunert" scheint mir kein nachhatiges Erfolgsmmodell für die Zukunft zu sein.
 
Auch diejenigen, die eine Mountainbiketour in der Umgebung veranstaltet hatten, kamen beeindruckt von schönen Strecken und tollen Ausblicken wieder zurück. 

Das Schöne hier ist halt - alles kann , nichts muss. 

Vom weiteren Programm berichte ich in wenigen Tagen, erst einmal morgen den Kölntrail mit 80 km bei Minustemperaturen und Schnee hinter mich bringen. Brrrr....

Montag, 12. März 2018

Ab ins Trainingslager nach dem Welveraner Hammer

In den letzten Jahren hatte ich immer täglich Berichte per Videoblog aus den Trainingslagern in Portugal und Andalusien gesendet. In diesem Jahr habe ich das bewusst nicht getan. Denn fr mich geht es in diesem Trainingslager nur um hohe Umfänge und gute Erholung. Die absoluten Tempospitzen will und kann ich nicht mitgehen, denn bei den Umfängen seit Anfang Dezember muss ich mich entscheiden ob ich Tempo oder Strecke möchte. Und im Sinne von Claudias TorTour de Ruhr-Vorbereitung ist Strecke halt wichtiger. Und mir ist das gemeinsame Laufen auch generell wichtiger, als immer nur verbissen meinen Zeiten hinterher zu laufen.  Also, was soll ich jeden Tag erzählen? Locker mitgelaufen, gut gegessen, Spaß gehabt? Da reicht auch ein Gesamtbericht, den ich hier gerne zum Besten gebe.

Los ging es schon am Samstag, den 3.3. für Yvy, Claudia und mich mit dem "Prolog", dem Welveraner Hammer. Unserem 100 km Trainingslauf rund um die 20 Dörfer von Welver und die Hammer Marathonroute. Das hieß Freitag Nachmittag alle Sachen für die Woche auf Zypern gepackt zu haben, um am Samstag um 3:30 Uhr aufzustehen, um 4:30 Uhr nach Welver zu fahren und um 6:00 Uhr dort den Lauf zu starten. Mit etwas Glück würden wir um 20:30 Uhr wieder im Ziel sein, um 22 Uhr wieder daheim, ehe um 2:30 Uhr am Sonntag Morgen der Wecker klingelt und wir um 3:30 Uhr Richtung Flughafen müssen. Schlaf wird da eher überbewertet.
Als ich am Samstag aus dem Fenster sah, war alles weiß. Schneefall hatte eingesetzt, so fuhren wir etwas langsamer über verschneite Autobahnen die knapp 110 km nach Welver zu Start. Mit einigen wenigen Wahnsinnigen, kurzfristige Absagen hatten das Teilnehmerfeld dezimiert, ging es los. Franks Video veranschaulicht gut, was das bei Minustemperaturen auf uns zu kam.



Nun ja, ich will es kurz zusammenfassen, da es über die spektakuläre Landschaften rechts und links der Strecke nicht allzu viel zu berichten gibt, zu Beginn war es ja obendrein noch dunkel. Es lief sich im eiskalten Wind nicht gerade rund an, denn die Muskulatur hatte kaum Gelegenheit, warm zu werden. Ich hatte eine längere Shorts über meine Lauftight gezogen, oben herum 4 Schichten und Handschuhe mit Fäustlingsüberzug. Dennoch spürte ich nach dem ersten VP, den Franks liebe Töchter für uns den ganzen Tag durch alle 10 km ab km 19 im Auto organisiert hatten, meine Finger kaum noch. Claudia ging es ähnlich. Sprechen war angesicht eingefrorenen gesichtsmuskulatur auch nicht so einfach. Aber wir kämpften uns in ganz ansehnlichem Tempo vorwärts. Bei Claudia hatte sich die Muskulatur irgendwie völlig verspannt, so dass wir bereits bei Kilometer 25 daran dachten, einfach die Welveraner Marathon-Runde zum Ende zu laufen und es dabei zu belassen. 42 - 63 - 42 an drei Wochenenden wären ja auch ganz ordentlich, ehe wir uns hier für das Trainingslager völlig außer Gefecht setzen würden. Etwa bei Kilometer 38 galt es sich zu entscheiden. Claudia und Yvy entschieden, die 50 km noch voll zu machen. Da würde man im Zweifel vom Bahnhof Hamm mit dem Zug zurück nach Welver fahren können, diese Option würde sich bei Kilometer 75 noch einmal wiederholen. Ich überließ ihr die Entscheidung. Natürlich ließen wir auch diese Option verstreichen, einigten uns aber mit bei allen dreien völlig verzogener Muskulatur und unrundem Laufstil, bei Kiometer 69 an der Kanalbrücke das Fototeam Hamm zu bitten, uns nach Welver zurück zu bringen. Danke noch einmal dafür. Es war uns dann doch lieber, als eventuell im Trainingslager nicht vernünftig trainieren zu können. Wo wir uns doch so auf die Sonne und die angesagten 20 Grad gefreut haben.... . Wäre die Woche nichts gewesen, hätten wir es wohl durchgezogen und auch gekonnt. So aber siegte ausnahmsweise einmal die Vernunft. 

Erstaunlicherweise taten die 4 Stunden Schlaf besser als gedacht, am Sonntag in der Früh ging es sowohl Claudia und mir als auch Yvy ganz gut für die absolvierten 69 Kilometer. 
Zu allem Überfluss ging mein Auto mit einem Federbruch auf der Rückfahrt noch kaputt, so dass ich es am Samstag abend noch vor die Werkstatt stellen musste, wo es die Woche über repariert werden konnte. Aber auch das bekamen wir noch organisiert, wir waren ja gegen 17:30 ungeplant früh zu Hause gewesen. 

Der Hohn und Spott für uns "Abbrecher" hielt sich am Flughafen in Grenzen. Die Gruppe bestand in diesem Jahr aus rund 50 Personen, ungewöhnlich viele neue Gesichter. Die galt es, nicht durch unsere verückten Laufumfänge an der Richtigkeit der Veranstaltung zweifeln zu lassen. 

Der Flieger hatte dann gleich mal 90 Minuten Verspätung, was dazu führen würde, dass wir erst nach dem Mittagsbuffet im Club Aldiana eintreffen würden. Na ja, ein paar Gramm weniger zunehmen kann ja nichts schaden. 

Angekommen freuten wir uns über große Zimmer mit seitlichem Meerblick und eine tolle, gepflegte Anlage. Im Gegensatz zu Andalusien war ein Pool sogar beheizt und damit beschwimmbar, der andere dank des wärmeren Wetters nicht ganz so kalt und ebenfalls - sagen wir benutzbar. 


Mit einem kleinen Erkundungsläufchen am Abend entlang der Steilküste wurden wir zum Abendbuffet entlassen. Man hatte für die Gruppen - auch Skater waren hier im Trainingslager - in einem separaten Saal. Mit einigen Kalorien mehr ausgestattet ging es noch an die Poolbar, einige tanzten noch ein wenig zur Musik auf der Außentanzfläche, ich probierte das zypriotische Bier, befand es für übelste Plörre und gönnte mir einen Ouzo. Man soll ja besser bei den landestypischen Getränken bleiben. Trotz unserer Schlafdefizite fanden wir erst gegen 23:30 Uhr in Bett. Das Trainingslager hatte begonnen - in jeder Beziehung....